IMG_0559_web1 Goldschatz aus dem Dreißigjährigen Krieg

Im September 2008 gelang während einer Stadtkernuntersuchung im mittelalterlichen Stadtkern von Fürstenberg an der Havel dem Team einer Grabungsfirma aus Berlin unter der Leitung von Tobias Poremba die Bergung eines Goldschatzes aus dem Dreißigjährigen Krieg. Lokalisiert werden konnte an dessen Verbergungspunkt der ehemalige Marktplatz der Stadt, der nach verheerenden Bränden in den Jahren vor und nach 1800 im Zuge einer Neustrukturierung des Stadtgebietes verlegt wurde. Der Schatz setzte sich aus insgesamt 18 Goldmünzen und sechs goldenen Ringen zusammen. Sie steckten eng gepresst in einem leinenen oder ledernen Beutel, der sich als dunkle Verfärbung im umgebenden Substrat erhalten hat. Der Fund lag nur 60 cm unterhalb der heutigen Geländeoberkante (GOK) in einem Bereich, in dem nach 1807 – dem Jahr des letzten großen Stadtbrands – ein teilunterkellertes Wohnhaus errichtet wurde. Die Stadt Fürstenberg, erstmals im Jahr 1273 als Furstenberge urkundlich erwähnt, als auch ihr Umland litt stark unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Verheerungen innerhalb der Stadt vor allem in den 1630er Jahren trafen die Bevölkerung hart. Mehrere Chroniken berichten ausführlich über die begangenen und ertragenen Greueltaten, die Not und das Elend der Überlebenden.

Der Goldschatz datiert mit seiner Schlußmünze, einer Prägung Boleslaws XIV., geschlagen in der Münzprägestätte von Stettin, in die zweite Hälfte der 1630er Jahre. Goldschatz aus dem Dreißigjährigen Krieg

Die Münzen spiegeln die europäischen Ausmaße des Dreißigjährigen Krieges wider, wobei die aus den Niederlanden stammenden Exemplare am zahlreichsten vertreten sind. Dazu gehören zwei Dukaten aus der Stadt Zwolle, ein Stephansgulden aus Metz sowie Prägungen aus den Provinzen Friesland und Geldern aus den Jahren zwischen 1590 und 1629. Vier türkische Denare, sogenannte Altin, stammen aus den Münzprägestätten Aleppo, Algier und Kairo. Ihr Prägezeitraum liegt zwischen 1520 und 1617. Zwei venezianische Dukaten, sogenannte Zecchine, wurden in der Regierungszeit der Dogen Francesco Doná (1545-1553) und Pasquale Cicogna (1585-1595) geprägt. Sie zeigen den vor dem heiligen Markus knieenden venezianischen Dogen, dessen Name in der Umschrift genannt ist.

Goldschatz aus dem Dreißigjährigen KriegMit sechs Münzen sind die niederländischen Imitationen sog. englischer Rosenobel vertreten. Alle sechs Exemplare wurden vermutlich in Gorinchem, einer niederländische Prägestätte, hergestellt. Nur eine Münze wurde im Originalzustand belassen, eine weitere mit einer Öse versehen und die restlichen vier Exemplare im aufgerollten Zustand verborgen. Letzteres diente vermutlich der sicheren Verwahrung der kostbaren Münzen. Aufgerollt konnten sie als Kette um den Hals hängend, direkt am Körper und damit einigermaßen sicher transportiert werden. Goldschatz aus dem Dreißigjährigen Krieg

Rosenobel wurden erstmals unter Eduard IV. bis in die Regierungszeit Elisabeths I. von 1461 – 1603 in der Londoner Münzstätte geprägt und galten schnell als das Zahlungsmittel im hansischen Raum, sodass es schon im frühen 16. Jh. zu Imitationen dieses Münztyps von den Niederlanden bis nach Rußland kam. Auf der Vorderseite ist der stehende, gewappnete König auf einem Schiff, auf dessen Seitenwand sich eine Rose befindet, abgebildet. Die Rückseite zeigt das Lilienkreuz im Achtpaß. In den Winkeln des Kreuzes befinden sich vier Löwen, in der Mitte eine Sonne.

Bei den Goldringen, von denen einer mit einem Edelstein besetzt ist und ein weiterer eine Inschrift trägt, könnte es sich um Verlobungs- bzw. Eheringe des 16. und 17. Jahrhunderts handeln. Eine genauere Deutung und Einordnung des Schmuckes ist zum jetzigen Arbeitsstand nicht möglich und soll durch weitere detaillierte Untersuchungen der Ringe erfolgen.

Der Goldschatz von Fürstenberg an der Havel hat ein Gewicht von rund 110 Gramm. Dass diese Menge verloren gehen könnte, scheint eher ausgeschlossen. Vielmehr wurde der Schatz bewusst verborgen. Dies erfolgte nun erstaunlicherweise direkt auf dem Marktplatz der Stadt, einem stark frequentierten Bereich. So wird beispielsweise ein Händler als Besitzer des Goldes vorstellbar, der, überrascht von einem sich nähernden Söldnerzug, seine Wertsachen verbarg.