Gehöfte aus der Römischen Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit am Trelder Berg
Im Industriegebiet Am Trelder Berg der Gemeinde Buchholz in der Nordheide sollte ein weiteres Grundstück bebaut werden. Durch bereits erfolgte Grabungen auf den umliegenden Grundstücken war von einer hohen Dichte archäologischer Befunde auszugehen. Die Grabungsfläche fällt leicht Richtung Süden ab. Im Südwesten setzt eine Senke an. Südlich jenseits der Grabungsgrenze steigt das Gelände wiederum zu einem leichten Hügel an. Die Wasserversorgung dürfte auch in der Vorgeschichte durch mehrere Bachläufe in der näheren Umgebung gesichert gewesen sein, auch wenn diese mittlerweile kanalisiert sind und nicht mehr ihrem alten Verlauf folgen.
Die Befunde
Es wurden insgesamt 477 archäologisch relevante Befunde dokumentiert. Die Erhaltungstiefen der Befunde nahm Richtung Norden, also hangaufwärts, deutlich ab.
Den weitaus größten Anteil der Verfärbungen stellten Pfostengruben gefolgt von wenigen Gruben und Feuerstellen sowie drei deutlichen Gräbchen. Die Pfostengruben bilden mehrere Nord-Süd und Ost-West ausgerichtete Hausgrundrisse, die sich teils überschneiden. Keiner der Grundrisse konnte vollständig erfasst werden, da sie stets von den Grabungsgrenzen geschnitten wurden. Die Feuerstellen liegen vorwiegend quer innerhalb der Hausgrundrisse, die Gruben sowie einzelne Feuerstellen verteilen sich locker im Freiraum zwischen den Häusern.
Die gesamte Fläche ist von großen Baumwürfen durchzogen, die teils die Befunde stören und teils von den Befunden überlagert werden. Die wenigen sicheren Gruben reichen meist ca. 0,20 m tief in den anstehenden Boden, nur Befund 111 ist mit ca. 0,50 m Tiefe besser erhalten. Die Grubenverfüllung enthielt meist nur wenig Keramik (Trelde_23_Plan_Komplexe).
In der Südwestecke der Grabungsfläche setzt sich deutlich der Grundriss eines Nord-Süd gerichteten Hauses mit einreihigen Längsseiten und fünf Querriegeln, bestehend aus je 3-4 Pfostengruben, ab. Die Länge des Hauses beträgt 18 m, die Breite knapp 6 m. Die Pfostengruben waren teils mit deutlichen Standspuren und bis zu 0,30 m Tiefe erhalten. Im südlichen Innenraum stören zwei große Baumwürfe, wobei Pfostenbefund 470 in einem der Baumwürfe sich deutlich abzeichnet. Die Baumwürfe könnten also älter als das Haus sein und die Lücke in der Pfostenreihe auf einen Eingang an dieser Stelle schließen lassen. Eine kleine Feuerstelle ist etwa mittig am Ostrand zu erkennen. Der Grundriss zieht im Norden und Süden in die Grabungsgrenze hinein, teils auch mit der östlichen Längsseite. Der Grundriss wurde als Komplex 1 zusammengefasst. Da eine vollständige Phosphat- Beprobung auch in diesem am deutlichsten zu erkennenden Haus nicht sinnvoll war, wurden wenigstens Vergleichsproben aus der Grabungskante an den Stirnseiten entnommen.
Parallel zur Hauswand verläuft westlich in ca. 4 m Entfernung ein deutliches Gräbchen, das wohl als Gehöftgrenze zu diesem Haus zu deuten ist. Rund 4,50 m weiter westlich verläuft wiederum parallel zu dem Gräbchen eine Reihe aus sechs bis sieben Pfostengruben, die möglicherweise Zaunreste oder eine ähnliche zusätzliche Befestigung zu dem Gräbchen darstellen. Auch direkt östlich an dem Gräbchen setzen sich deutlich drei Pfostengruben in einem Abstand von 2,50 bis 4,50 m ab.
Im Süden der Grabungsfläche setzt sich ein unter Komplex 2 zusammengefasster deutlicher Grundriss eines Ost-West gerichteten Hauses ab. Der Grundriss geht im Westen in einen anderen über oder grenzt direkt an diesen an. Die Länge des Hauses beträgt ca. 18 m, die Breite bis knapp 5 m. Es ist nicht sicher, ob der sehr befunddichte Ostteil des anstoßenden Hauses noch Teile von Komplex 2 integriert oder ob es sich um die Innenbebauung des nächsten Gebäudes handelt. Die nördliche Längsseite besteht aus einer lockeren einreihigen Pfostenstellung, die südliche wird nach Westen etwas undeutlich, setzt sich dagegen im Osten mit einer Doppelreihe ab. Im Ostteil scheint es folglich vier Querriegel oder aber einen Aufbau gegeben zu haben, der mit einer Doppelreihe gestärkt wurde. In der Nordwestecke des Grundrisses sind ebenfalls zwei Gruppen aus jeweils einem sehr großen Pfosten mit Standspur sowie immer westlich anschließend einem Querriegel aus zwei kleineren Pfosten erkennbar. Auch hier kann es sich sowohl um tatsächliche Innenraumteilung oder um einen verstärkten Aufbau handeln. Möglicherweise lag zudem der Eingang mittig in der nördlichen Längsseite, da sich dort eine 3 m breite Lücke in der Wand befindet. Auch hier stören drei Baumwürfe den Grundriss, wobei Pfostenbefund 394 dennoch erkennbar ist und demnach wieder jünger als der Baumwurf sein wird. Der östliche Abschluss ist jedoch durch einen späteren Baumwurf so gestört, dass man den Übergang zu Komplex 1 und den Graben Befund 435 nicht erkennen kann. Innerhalb des Hauses ist keine Feuerstelle erkennbar.
Komplex 3 ist ein weiterer im Süden der Grabungsfläche liegender Grundriss eines O-W gerichteten Hauses.
Die Länge beträgt hier ca. 16 m, die Breite ca. 7,50 m. Nach Westen hin wird der Grundriss etwas undeutlich und grenzt möglicherweise an einen anderen Grundriss an. Nach Osten hin überschneidet sich der Grundriss eventuell mit Komplex 2. Die hohe Befunddichte in dieser Hälfte kann aber auch auf eine Innenbebauung zurückzuführen sein. Die Ausrichtung der beiden Komplexe ist nicht ganz gleich, gegenüber Komplex 2 ist Komplex 3 noch etwas weiter nach Südwesten geknickt. Das scheint auch für die dichte Innenbebauung zu gelten.
Die nördliche Längsseite sowie die östliche Hälfte der südlichen Längsseite werden von einer recht dichten einreihigen Pfostenstellung gebildet. Während sich der Grundriss dann in der Südwestecke aufzulösen scheint, bzw. von einem Baumwurf und einem größeren Leerraum geprägt wird, ist im Westen ein Gebäudeabschluss in Form von drei weit auseinander stehenden Pfosten erkennbar. Kurz vor der Hausecke sind im Norden und Süden je ein bis zwei große Doppelpfosten zu sehen, die möglicherweise einen Raumteiler bildeten. In der Westhälfte liegt außerdem eine Nord-Süd gerichtete langovale Feuerstelle, die den Wohnraum markiert. Nach Osten, anschließend an den Leerraum oder Wohnraum zeigen sich an den Längsseiten teils Doppelpfosten und fünf deutliche Querriegel aus jeweils zwei bis drei tiefen Pfostengruben. Sonst wird dieser Hausteil von einem Baumwurf überprägt. Nach Osten schließt der Grundriss mit je einer großen Pfostengrube mit Standspur sowie einer Reihe aus fünf kleineren Pfostengruben ab.
Im Westen schließt an diesen Grundriss eine recht deutliche Nordwest-Südost gerichtete Reihe aus acht Pfostengruben an. Im Nordosten läuft diese an die Grabungskante. Auch wenn im Süden kein Abschluss und keine Innenaufteilung zu erkennen sind, wird es sich wohl um einen weiteren Teilgrundriss handeln. Denkbar wäre auch hier eine Zaunreihe, die jedoch der Ausrichtung nach nicht mit Komplex 2 in Verbindung steht.
In der Mitte der Grabungsfläche setzt sich Komplex 4 als Grundriss eines ONO-WSW gerichteten Hauses ab. Die Länge beträgt maximal 16 m, die Breite etwas über 5 m. Der Grundriss ist in der Osthälfte deutlich zu erkennen, in der Westhälfte dagegen stehen die Pfosten sehr locker und sind eher der Ausrichtung nach als zugehörig zu interpretieren. Der Eingang des Hauses wird an der nördlichen Längsseite vermutet, wo zwischen Befund 241 und 504 eine ca. 4 m breite Lücke besteht. Teils stört dort jedoch ein Baumwurf. Auch die südliche Längsseite wird auf dieser Höhe von einem Baumwurf gestört, der sich zudem bis weit in den Innenraum erstreckt. Im äußersten Westen sind im Inneren zwei große Feuerstellen oder zumindest sehr holzkohlehaltige Gruben abgesetzt, die jedoch, wenn sie zum Haus gehören, recht nah an der Wand lagen. Das Haus lässt insgesamt vier Querriegel erkennen, die das Hausinnere unterteilten. In der Osthälfte konnte bei der Planumsaufnahme eine Art Restauflage der Hausoberfläche dokumentiert werden. Möglicherweise kommt diese fleckige Auflage aber auch nur von den zerpflügten Befunden darunter. Nach nur 5 cm Mächtigkeit löste sich diese Auflage in eine deutlich abgesetzte, sehr keramikhaltige Abfallgrube (Befund 243) eine weitere Grube direkt daneben (Befund 507) und einige Pfostengruben auf. Die Außenwand wird von einreihigen Pfostenstellungen gebildet.
Das im Osten direkt anschließende Gräbchen Befund 261 wird wohl nicht zugehörig sein, da die Ausrichtung nicht ganz zum Haus passt. Andernfalls könnte es als Rest einer Gehöftgrenze zu deuten sein.
Im Westen sind dagegen weitere dicht stehende und gut erhaltene Pfostengruben dokumentiert, die möglicherweise einen Nord-Süd gerichteten Hausgrundriss bilden.
In der Nordost-Ecke der Grabungsfläche liegt ein weiterer deutlicher Grundriss eines Ost-West gerichteten Hauses, das unter Komplex 5 zusammengefasst wurde. Die Länge beträgt 9 m, die Breite 6 m. Der Grundriss zieht vermutlich im Osten in die Grabungskante. Mit Sicherheit lässt sich darüber keine Aussage treffen, da die Befunde gerade in der Osthälfte sehr deutlich und tief erhalten sind und bei der Planumsanlage trotz mehrfachen Nachputzens und Suchens keine weiteren Pfostengruben erkennbar waren. Nur der Pfosten Befund 107 lässt auf ein Weiterführen des Hauses schließen, da er ein Stück außerhalb der weitesten Ecke liegt. Es ist genauso gut möglich, dass das Haus tatsächlich nur 9 m lang war. Die Seitenwände werden durch einreihige Pfostenstellungen gebildet, wobei die südliche Längsseite sehr dicht steht, die Pfosten der anderen Seiten dagegen eher locker gesetzt sind. Die Unterteilung im Hausinneren ist unregelmäßig, im Nordwesten setzen sich sechs Pfostengruben ab, die eine Art Viereck bilden. Auf gleicher Höhe im Süden ist eine Nordwest-Südost gerichtete langovale Grube dokumentiert. Der Eingang könnte an der östlichen Nordseite oder mittig an der westlichen Schmalseite gewesen sein.
Möglicherweise gehört die Feuerstelle 108 noch zum Komplex. In der Flucht des Hauses, etwa 1,5 m südlich dieser Feuerstelle wurde im Oberboden eine römisch-republikanische Münze entdeckt.
Das südlich in 3-4 m Entfernung einigermaßen parallel verlaufende Gräbchen Befund 118 könnte als Gehöftgrenze zu Komplex 5 zu deuten sein. Auch an diesem Graben setzen sich südlich in maximal 1 m Entfernung vier Pfostengruben ab, die auf eine weiterführende Befestigung hinweisen können.
Am äußersten Nordrand der Grabungsfläche liegt der letzte gut erkennbare Teilgrundriss eines Ost-West gerichteten Hauses, Komplex 6. Die Länge beträgt ca. 18 m, die Breite etwa 8 m. Das Haus zieht im Norden und Nordwesten in die Grabungskante und wird vermutlich von einem weiteren Haus überlagert, dessen südliche Längsseite ca. 3 m südlich verläuft. Die südliche Wand wird durch einreihige Pfostenstellungen gebildet, teils auch aus Doppelpfosten, wobei wie gesagt auch ein zweiter Hausgrundriss dazwischenliegen könnte. Nach Norden zu wird die Befunddichte sehr locker. Es sind vier deutliche Querriegel zu erkennen sowie möglicherweise zwei kleinere Riegel im Südosten. Es sind außerdem insgesamt drei Nord-Süd gerichtete Feuerstellen zu sehen, zwei große sowie eine kleinere langovale. Diese Feuerstellen liegen ebenfalls sehr nah an den Pfostengruben bzw. innerhalb der Querriegel.
Weitere Häuser könnten im Nordwesten der Fläche liegen, wo sich mehrere Pfostenreihen in Ost-West- Ausrichtung absetzen, ohne jedoch deutlichere Grundrisse zu bilden. Die Befunderhaltung war in dieser Ecke weniger gut, so dass die fehlenden Pfosten beim Aufziehen der Fläche bereits zerstört gewesen sein können.
Auch mittig in der Nordhälfte der Grabungsfläche sowie relativ mittig im Osten sind Häufungen von Befunden zu verzeichnen, die teils deutlich und tief erhalten sind, aber keine Wohnhäuser oder Speicherbauten bilden. Kleinere Speicher fehlen auf der Fläche gänzlich.
Es handelt sich um eine große Siedlung der Römischen Kaiserzeit bis frühen Völkerwanderungszeit, die sich über weite Teile des Industriegebietes Am Trelder Berg erstreckt. Bereits erfolgte Grabungen auf diesem Gelände sowie eine weitere, zeitgleich zu unserer Maßnahme laufende Ausgrabung des Museums Harburg zeigten vergleichbare Befunde. Um die Siedlungsgrenzen vollends zu erfassen, müssen jedoch noch einige Flächen des Industriegebietes archäologisch untersucht werden.
Die Befunderhaltung bei größeren Befunden ist eher mäßig gut, die Pfostengruben im Süden sind meist sehr gut mit bis zu 0,35 m Tiefe erhalten, im leicht ansteigenden Gelände im Norden dagegen weniger tief und teilweise nur noch als Restauflagen.
Hinweise auf Handwerk liefern das Webgewicht und der Spinnwirtel. Die üblicherweise als Handwerkshütten gedeuteten Grubenhäuser konnten auf der Fläche jedoch nicht nachgewiesen werden. Ebenso wenig wie kleinere Speicherbauten.
Im Südsüdwesten scheint die Siedlung auszudünnen, dort fällt das Gelände etwas ab und das Substrat wird feuchter. In allen anderen Richtungen ziehen die Befunde in die Grabungskante und werden sich dementsprechend in den angrenzenden Flächen fortsetzen.
Funde
Die Keramik mit ihrer Kammstrich-, Besenstrich-, Rollrädchen- und Fingernagelverzierung datiert die Fundstelle in die Römische Kaiserzeit bis frühe Völkerwanderungszeit. Der Großteil der Scherben ist grobkörnige Gebrauchskeramik, nur wenige Scherben sind geglättet und dünnwandig.
Die fundreichsten Befunde sind 295 und 243, sonst fanden sich meist nur einzelne oder eine Handvoll Scherben in der Verfüllung der Befunde.
Aus der zum Haus Komplex 4 gehörigen Pfostengrube Befund 258 konnten Fragmente eines kegelförmigen Webgewichtes mit flacher Kuppe und ca. 12 cm Länge geborgen werden.
Ein Spinnwirtel aus Befund 106 im Haus Komplex 5 weist ebenfalls auf das entsprechende Handwerk hin.
Zudem wurden bei Sondenbegehungen drei Einzelfunde aus Buntmetall geborgen. Neben einem kegelförmigen Objekt und einer rillenverzierten Scheibe, die eventuell zu einer Nadel gehören könnte, wurde auch eine römische Münze gefunden. Es handelt sich dabei um einen Denarius Serratus aus Rom um 79 v. Chr. Auf der Vorderseite ist eine nach rechts blickende Büste der Diana mit Bogen und Köcher zu sehen, unterhalb der Schulter ist ein „SC“ eingeprägt sowie ein sichelförmiges Prüfzeichen. Auf der Rückseite sieht man eine nach rechts gehende Victoria mit Kranz und Palmwedel auf einer Biga, darunter ist ein „CX…“ eingeprägt. Die Münze wurde wohl geprägt unter dem Legaten Tiberius Claudius Nero. Die Münze wurde im Oberboden in der Flächenerweiterung südöstlich von Komplex 5 geborgen. Sie würde in der Flucht der südlichen Längsseite gelegen haben, aber natürlich wurde die Münze bereits mehrfach verlagert und kann diesem Haus nicht zugeordnet werden.
Zusammenfassung
Es handelt sich um eine große Siedlung der Römischen Kaiserzeit bis frühen Völkerwanderungszeit, die sich über weite Teile des Industriegebietes Am Trelder Berg erstreckt. Bereits erfolgte Grabungen auf diesem Gelände sowie eine weitere, zeitgleich zu unserer Maßnahme laufende Ausgrabung des Museums Harburg zeigten vergleichbare Befunde. Um die Siedlungsgrenzen vollends zu erfassen, müssen jedoch noch einige Flächen des Industriegebietes archäologisch untersucht werden.
Die Befunderhaltung bei größeren Befunden ist eher mäßig gut, die Pfostengruben im Süden sind meist sehr gut mit bis zu 0,35 m Tiefe erhalten, im leicht ansteigenden Gelände im Norden dagegen weniger tief und teilweise nur noch als Restauflagen.
Hinweise auf Handwerk liefern das Webgewicht und der Spinnwirtel. Die üblicherweise als Handwerkshütten gedeuteten Grubenhäuser konnten auf der Fläche jedoch nicht nachgewiesen werden. Ebenso wenig wie kleinere Speicherbauten.
Im Südsüdwesten scheint die Siedlung auszudünnen, dort fällt das Gelände etwas ab und das Substrat wird feuchter. In allen anderen Richtungen ziehen die Befunde in die Grabungskante und werden sich dementsprechend in den angrenzenden Flächen fortsetzen.