Vollständiges Haus aus dem Mittelneolithikum

Die turnusmäßige Überprüfung von Erdarbeiten im Umkreis der zahlreichen Sand- und Kiesgruben im Leinetal südlich von Hannover durch Mitarbeiter der Bezirksarchäologie Hannover ergab bei Barnten im Landkreis Hildesheim mehrere auffällige Bodenverfärbungen. Direkt südlich der seit mehreren Jahren ausgebeuteten Kiesgrube fanden sich nach dem Entfernen des Oberbodens in der Fläche verteilt relativ klein fragmentierte Keramikscherben jungsteinzeitlicher Machart und einzelne atypische Silexartefakte. Die Bergung eines Dechselfragments ergan einen ersten genaueren Datierungshinweis: Die Funde gehören in die Linienbandkeramik (5500 – 4900 v. Chr.) oder die nachfolgende Rössener Kultur (4900 – 4300 v. Chr.).

Während der anschließenden Ausgrabung, die von der Bezirksarchäologie Hannover und der Grabungsfirma ArchaeoFirm aus Isernhagen durchgeführt wurde, konnten ein noch zur Hälfte erhaltener Hausgrundriss und mehrere dazugehörige Siedlungsgruben sowie ein kompletter typischer Pfostenbau der Rössener Kultur freigelegt werden. Letzterer zeigt schiffsförmig gebogene Seitenwände aus eng stehenden Pfostenreihe, die von Wandgräbchen begleitet werden. Mehrere Pfsoten im Inneren deuten die Aufteilung des Hauses an. Das Gebäude ist von Nordwesten nach Südosten ausgerichtet, die Länge beträgt etwa 31,5 m, die größte Breite liegt bei 9 m. Aus den gruben stammen einige Keramikfragmente mit der charakteristischen, flächendeckend tief eingestochenen Verzierung der Rössener Kultur.

Quelle:Quelle:
Archäologie in Deutschland 4 I 2015
Niedersachsen
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