Siedlungsreste aus Neolithikum und Römischer Kaiserzeit im Baugebiet „südliche Bockstraße“

Siedlungsreste aus dem Neolithikum und der Römischen Kaiserzeit im Baugebiet „Südliche Bockstraße“

Einleitung
Am westlichen Ortsrand von Arnum soll ein neues Baugebiet „Südliche Bockstraße“ entstehen. Aufgrund umliegender archäologischer Funde wurden im Vorfeld der Erschließungsmaßnahmen Suchschnitte angelegt, in denen v.a. im südlichen Untersuchungsbereich einige archäologische Befunde aufgedeckt werden konnten, die eine Besiedlung in der vorrömischen Eisenzeit und Römischen Kaiserzeit nahelegten.

Um die Fundstelle genauer zu erfassen und alle von der Erschließungsmaßnahme betroffenen Befunde und Funde im Vorfeld zu sichern und zu dokumentieren, wurden größere Areale im südlichen Abschnitt des Baugebietes flächig ausgegraben.

Die Befunde
Bei dieser Ausgrabung konnten zusätzlich noch 32 archäologisch relevante Befunde neu dokumentiert werden, darunter 16 Gruben, 13 Pfostenstellungen sowie eine Feuerstelle, ein Brunnen und ein Bachlauf. Hinzu kam ein Grubenhaus, das bereits bei den Sondagearbeiten im Jahr 2013 angeschnitten worden war.

Befund 4 im Zentrum des untersuchten Siedlungsareals war bereits bei Anlage der Sondagegräben als grubenartige Struktur an der damaligen Grabungsgrenze erkannt worden. Jetzt konnte der größere, nördliche Teil dieses Befundes freigelegt werden. Es handelte sich um eine rechteckige Verfärbung mit stark gerundeten Ecken und einer Ausdehnung von 3,70 m x 2,88 m. An der westlichen Schmalseite befand sich eine Ausbuchtung, die von einem Pfosten stammen könnte.

In den Profilen eines Kreuzschnittes zeigte sich eine deutliche Grubenhausstruktur mit nahezu senkrechten Wandungen und einer ebenen Sohle. Im östlichen Teil des Gebäudes war im Profil eine in den Boden eingetiefte Pfostenstellung (Bef. 37) sichtbar. Drei weitere Pfosten zeigten sich auf einem zweiten Planum nahe beieinander im westlichen Teil des Hauses (Bef. 34 – 36). Alle genannten Pfosten ergeben keinen eindeutigen konstruktiven Zusammenhang. Die beschriebene Ausbuchtung in der westlichen Schmalseite lag nördlich der Mittelachse, kann also nicht als Firstpfosten gedeutet werden. Der tief eingelassene Pfosten im östlichen Teil war ca. 0,5 m von der Ostseite und 0,8 m von der Nordseite nach innen gerückt. Die drei kleineren Pfosten Bef. 34 – 36 lagen in einem Dreieck, das nicht an den Achsen des Hauses orientiert war. Somit kann lediglich der Befund eines Grubenhauses mit Spuren von Einbauten beschrieben werden, ohne dass seine genauere Funktion zu erkennen wäre.
Die wenigen weiteren Pfostenstellungen deuteten den Siedlungscharakter des Fundplatzes an, standen aber meist isoliert und ließen sich nicht in konstruktive Zusammenhänge bringen. Die drei Pfosten Befund 52, 53 und 54 am südlichen Rand des Baugebietes könnten zu einem Vier-Pfosten-Speicher mit einer Seitenlänge von ca. 2,2 m gehört haben. Der südwestliche Pfosten fehlte allerdings; sein Platz wurde teilweise von der Grube Bef. 51 eingenommen.

Im freigelegten Siedlungsareal, insbesondere aber zwischen dem Grubenhaus und dem mutmaßlichen Speicherbau, fanden sich zahlreiche Gruben (Bef. 20, 24, 25, 29, 38, 40, 43, 45, 47, 48, 49, 51, 56). Ihre Verfüllung zeichnete sich deutlich vom umgebenden Substrat ab und enthielt teilweise große Mengen an Keramikfragmenten.
Bei Befund 44, ca. 30 m südwestlich des Grubenhauses, handelte es sich um einen Brunnen. Er reichte bis in eine Tiefe von 1,67 m unter Planum. Seine Wandung war im unteren Teil trichterförmig, auf der einen Seite steil, auf der anderen gestuft.

Ca. 9 m weiter östlich befand sich eine Feuerstelle (Bef. 39). Die runde Eintiefung mit einem Durchmesser von 1,28 m enthielt deutliche Brandspuren, neben verziegeltem Lehm auch durch Hitzeeinwirkung zersprungene Steine.

Drei Gruben nahmen eine Sonderstellung ein. Bei den Befunden 23, 30 und 31 war die Verfüllung deutlich heller als bei den anderen Grubenbefunden. Sie war stark mit anstehendem Boden durchsetzt und hob sich kaum vom umgebenden Substrat ab. Das wenige Fundmaterial kann spätneolithisch eingeordnet werden. Dazu gehört insbesondere eine steinerne Armschutzplatte. Somit deuten diese Gruben auf einen älteren, neolithischen Siedlungshorizont hin.

Der westliche Teil der untersuchten Fläche blieb befundleer. Im Süden reichten die Befunde bis in den Bereich des Regenrückhaltebeckens, nach Osten scheint sich der Siedlungsplatz unter der bereits bestehenden Bebauung fortzusetzen. Die Sondageschnitte in den vier Wasserlinsen, die südlich des Neubaugebietes angelegt werden sollten, blieben ebenfalls befundleer.

Zusammenfassung
Insgesamt verdichten und komplettieren die Befunde und Funde zwischen den Sondagen das sich schon abzeichnende Bild einer Ansiedlung aus der römischen Kaiserzeit in der Nähe eines kleinen Bachlaufes. Zu den schon freigelegten Siedlungsgruben innerhalb der Sondagen treten noch ein Grubenhaus, ein Brunnen, eine Feuerstelle und ein mutmaßlicher Speicherbau. Bemerkenswert sind die wenigen Befunde, die auf eine Besiedlung in schon neolithischer Zeit hinweisen. Somit sind innerhalb des untersuchten Areales zwei, chronologisch weit voneinander entfernte, Siedlungsbereiche angeschnitten wurden, deren Kernbereich sich mit großer Wahrscheinlichkeit östlich der dokumentierten Befunde befindet.