Hannovers Stadtbefestigung an der Roßmühle
Von Ende August bis Anfang Dezember 2013 wurde ein seit dem Zweiten Weltkrieg brach liegendes, ca. 3.000 m² großes Grundstück am Westrand der historischen Altstadt von Hannover durch die Fa. ArchaeoFirm untersucht. Auf einer Parzelle Ecke Burgstraße/Roßmühle erbrachte die Ausgrabung neben den erwarteten Siedlungsbefunden des 12. bis 20. Jh. vor allem neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Stadtbefestigung. Neben Resten der Mauer mit außen angesetzten Turmfundamenten konnte auch der in diesem Abschnitt nicht vermutete Graben freigelegt und untersucht werden.
Historische Quellen deuten die Befestigung Hannovers im späten 12. Jh. an und belegen eine Stadtmauer ab der Mitte des 13. Jh. Erst 1357 erhält die Stadt von Herzog Wilhelm die Erlaubnis zum Ausbau „mid mürende unde mid gravende“.
Neben dem konkreten Nachweis des Verlaufs der Stadtmauer hat die Dokumentation des Grabens eine besondere Bedeutung, da dieser nur selten archäologisch belegt ist. Anders als zwischen Georg- und Osterstraße, wo 1926 ein doppeltes Sohlgrabensystem erfasst worden war, bildete an der Roßmühle ein Spitzgraben von 11,5 m Breite und 3,5 m Tiefe in ca. 5 m Abstand vor der Stadtmauer das Annäherungshindernis. Ob diesem ebenfalls ein weiterer Graben vorgelagert war, bleibt aufgrund rezenter Störungen unklar.
Bleikugeln, ein in Hannover geprägter Hohlpfennig von 1482 und Keramikfragmente des Grabens bestätigen den relativ späten schriftlichen Beleg. Noch vor dem Bau des Zeughauses 1643 verfüllte man den Graben. Sowohl Stadtmauer als auch -graben verloren ihre Funktion zugunsten eines Festungssystems mit Bastionen.
Quelle:
Archäologie in Deutschland 3 I 2014
Niedersachsen
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