Kleines Gräberfeld im Gewerbegebiet Lemke

Brandbestattungen und eine Urnengrab aus der vorrömischen Eisenzeit und römischen Kaiserzeit im Gewerbegebiet Lemke, Samtgemeinde Marklohe, Landkreis Nienburg/Weser

Einleitung
Im Gewerbegebiet Lemke am südlichen Ortsausgang des Ortes Lemke gelegen wurden die Erschließungsarbeiten archäologisch begleitet. Das Untersuchungsgebiet liegt 200 m südlich des Wohlenhäuser Mühlenbaches auf einem leicht nach Süden abfallenden Gelände. In direkter Umgebung wurden bereits schon mehrere Fundstellen lokalisiert.

Befundsituation
Insgesamt wurden 14 aufgedeckt, darunter drei neuzeitliche Gruben, ein vermutlich vorgeschichtlicher Graben oder Rinne, zwei Grubenreste, acht Brandschüttungsgräber und eine stark zerscherbte Urne.

Die Bestattungen
Relativ mittig der Fläche konnte eine stark gestörte Urnenbestattung aus der jüngeren vorrömischen Eisenzeit mit Leichenbrand geborgen werden. Die Brandschüttungsgräber gruppieren sich im Nordosten und Westen der Fläche. Diese heben sich nur sehr diffus vom anstehenden Boden ab und in der Verfüllung fand sich nur wenige kleinteilige Keramik. Die unter 4 mm großen Leichenbrandpartikel wurden pro Brandschüttungsgrab eingesammelt. Durch die regelmäßige Kontrolle der Bestattungen mittels einer Metallsonde, konnten noch insgesamt drei Eisenfibeln geborgen werden.

Neben den Brandschüttungsgräbern wurden auch zwei vorgeschichtliche Gruben bzw. Grubenreste und ein vermutlich vorgeschichtlicher Graben sowie ein Knochenbrandnest dokumentiert.

Zahlreiche neuzeitliche Eingrabungen ziehen sich wie ein Band von ONO nach WSW quer über die Fläche und schneiden in mindestens einem Fall die vorgeschichtlichen Befunde. Drei dieser Gruben wurden probeweise geschnitten und dokumentiert. Die Verfüllung dieser sehr regelmäßigen Gruben weist neben neuzeitlicher Keramik und einem Tonpfeifenkopf auch kleinfragmentige vorgeschichtliche Keramik auf.

Funde
Durch Begehungen mit der Metallsonde konnten mehrere Lesefunde aus dem B- Horizont und dem Abraum geborgen werden. Neben einem trajanischen Silberdenar, einem karolingischen Denar Ludwigs des Frommen mit zweifacher Durchlochung und Resten eines Nadelhalters auf der Rückseite und einer frühmittelalterlichen Rädchenfibel wurde eine spätmittelalterlich-frühneuzeitliche vergoldete Zierschnalle mit Glaseinlage gefunden. Als weitere Sondenfunde sind ein Buntmetallblech mit zwei Nieten, ein schmales Buntmetallband mit Kreisaugenverzierung, ein Blechband mit Rillenverzierung und Nieten an den Enden, ein profilierter Nadelkopf, ein rundlicher Nadelkopf mit Rillenverzierung und eine Riemenzunge zu nennen.

Aus den Befunden 2 und 13 wurden insgesamt drei korrodierte spätlatènezeitliche Eisenfibeln, aus dem Gräbchen Befund 14 wurde ein Eisenfragment geborgen. Weitere Metallobjekte wurden nicht gefunden. Die Brandschüttungsgräber enthielten vorwiegend kleinfragmentige Keramik gröberer Machart, die fragmentierte Urne ist in die jüngere VEZ zu datieren.

Die größte Menge Leichenbrand mit Partikeln unter 0,04 m und neun Zähnen wurde der Urne Befund 4 entnommen und ergibt rund einen Liter (Abb. 4). Befund 3 und 13 enthielten ebenfalls recht viel Leichenbrand mit großen Partikeln in einer Menge von rund einem halben Liter. Den restlichen Brandschüttungsgräbern konnten nur in sehr geringer Menge kleinformatiger Knochenbrand entnommen werden. Der Knochenbrand aus Befund 4, 3 und 13 soll noch anthropologisch auf Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand untersucht werden.

Zusammenfassung
Auf einer Fläche von 1.800 m² wurden elf vorgeschichtliche Befunde dokumentiert, darunter ein Graben, zwei Grubenreste, eine zerscherbte Urne, ein Knochennest sowie sechs Brandschüttungsgräber. Die Erhaltungstiefe reicht dabei von 0,10 m bis 0,45 m unter Planum 1. Teilweise liegen die Befunde im Verbraunungshorizont, der von Norden (ca. 0,10 m) nach Süden (ca. 0,60 m) immer mächtiger wird. Zudem wurde im Südbereich eine mit Holzkohle und Brandlehm durchsetzte, 0,15 m mächtige Kulturschicht oder Kolluvium beobachtet.

Neben Metallfunde aus der Eisenzeit und frühen Neuzeit ohne Befundzusammenhang konnten auch drei Eisenfibeln aus Befunden geborgen werden. Des weitere Fundspektrum setzt sich aus einer Vielzahl an kleinfragmentiger Keramik, Leichenbrand und Brandlehmfragmente zusammen.

Die Fläche überzog ein breites Band an neuzeitlichen viereckigen bis L-förmigen Gruben mit vorgeschichtlicher und neuzeitlicher Keramik sowie einem Tonpfeifenkopf und –stielfragment. Diese Gruben stören teilweise die vorgeschichtlichen Befunde und setzen sich auch auf den benachbarten Flächen fort.