Zwei Siedlungen aus der Bronzezeit und vorrömischen Eisenzeit am östlichen Stadtrand von Gehrden, Region Hannover
Lage und Anlass der Untersuchungen
Am östlichen Stadtrand von Gehrden soll ein weiteres Neubaugebiet erschlossen werden. Da im weiteren Umfeld archäologische Funde bekannt waren, wurde die Anlage eines Regenrückhaltebeckens im Nordosten des Baugebietes sowie die Erschließungsstraßen des Baugebietes archäologisch begleitet.
Nach Abzug des ca. 30 cm mächtigen Oberbodens und eines 10 cm bis 30 cm mächtigen Kolluviums wurde eine Vielzahl an Verfärbungen aufgedeckt. Ausgehend von der Befundverteilung zeichneten sich zwei Siedlungsareale ab, ein Bereich im Nordosten des Neubaugebietes im Gebiet des Regenrückhaltebeckens (FStNr. 43) und ein weiterer, größerer Bereich im mittleren und westlichen Abschnitt des Neubaugebietes (FStNr. 44). Die Siedlungsgebiete trennt vermutlich ein Nordost-Südwest verlaufender siedlungsleerer Streifen. Alle Verfärbungen innerhalb der Haupterschließungstrasse und in den Stichstraßen im Bereich der Fundstelle Gehrden FStNr. 44 wurden untersucht und dokumentiert.
Die Fundstelle Nr. 44
Befundsituation
Im Laufe der Untersuchung konnten 112 Verfärbungen dokumentiert werden. Vier weitere Befundnummern wurden für die zusammenfassende Darstellung von Befundkomplexen vergeben. 29 Befunde wurden nach der Untersuchung als natürliche Verfärbungen wieder verworfen. Als archäologisch relevante Befunde blieben 57 Pfosten, 20 Gruben, ein Grubenkomplex, ein Brunnen, zwei Feuerstellen, ein Ofen und eine Keramikstreuung.
Hausgrundriss (Befund 20):
An der Nordseite des zentralen Platzes des Baugebietes wurden die Pfostenstellungen eines Langhauses angeschnitten. Sichtbar waren Teile der westlichen Schmalseite (Bef. 19, 18, 17, 16) und der südlichen Langseite (Bef. 16, 95, 96, 98, 99, 101, 102, 103, 106). Die freigelegte Breite betrug ca. 4,5 m, die maximal erhaltene Länge ca. 21,3 m, wobei die Jochweite sehr unregelmäßig war.
Der Pfosten Bef. 99 war etwas aus der Achse nach außen verschoben. Bei dem an dieser Stelle weiter innen angesetzten Pfosten Bef. 100 kann es sich um eine Reparatur handeln. Zwei weitere Pfosten (Bef. 104 und 109) lagen im Inneren des Baukörpers; bei ihnen kann es sich um Reste von Trennwänden oder Einbauten gehandelt haben. Das östliche Ende des Gebäudes war nicht zu erschließen.
Die Speicherbauten
Die Vier-Pfosten-Speicher Befunde 56 und 72
Im Süden des Untersuchungsgebietes bildeten drei Pfosten (Bef. 43, 44, 45) einen annähernd rechtwinkligen Grundriss mit einer Jochweite von ca. 2,2 m. Die Position des anzunehmenden vierten Eckpfostens liegt im Bereich eines modernen Leitungsgrabens.
Ca. 60 m nordwestlich des beschriebenen Hauses lagen in unmittelbarer Nachbarschaft zwei weitere Bauten. Die Pfosten Bef. 52 – 55 bildeten einen Vier-Pfosten-Speicher, wobei der Achsabstand der Stützen zwischen 2,10 m und 2,15 m betrug.
Der Fünf-Pfosten-Bau Befund 67
Unmittelbar nordwestlich von Befund 56 umstanden fünf Pfosten (Bef. 57, 58, 59, 61, 64) eine kreisrunde Grube (Bef. 62), deren Durchmesser ca. 1,4 m betrug. Sie hatte eine nahezu senkrechte Wandung und erreichte eine Tiefe von 1,05 m unter Planum 1. Ihre Verfüllung bestand aus mehreren deutlich unterscheidbaren Schichten, wobei über einer Einfüllung mit nahezu gewachsenem Boden direkt auf der Sohle eine sehr humose Schicht folgte. Möglicherweise handelte es sich um einen Brunnen, der mit einer Dachkonstruktion versehen worden war.
Ein Ofen Befund 15
An der Südostecke des zentralen Platzes des Baugebietes, ungefähr 40 m von dem beschriebenen Langhaus entfernt, fand sich ein Ofen. Es handelte sich um eine lang¬ovale Verfärbung, bei der deutlich der rot verziegelte Bereich der Ofenkuppel und der vorgelagerte Feuerungsraum unterschieden werden konnten.
Weitere Gebäudestrukturen waren nicht erkennbar. Es gab allerdings zahlreiche weitere Gruben und Pfostenstellungen, die die Existenz einer Siedlung im gesamten westlichen Bereich des Baugebietes belegten. Das keramische Fundmaterial war relativ einheitlich. Es handelte sich um einfache Gebrauchskeramik, die in die jüngere Bronzezeit bzw. die vorrömische Eisenzeit datiert werden kann.
Das Regenrückhaltebecken Fundstelle Nr. 43
Befundsituation
Im Laufe der Untersuchung konnten 20 Verfärbungen dokumentiert werden. Eine weitere Befundnummer wurde für die zusammenfassende Darstellung eines Befundkomplexes vergeben.
Sieben Befunde wurden nach der Untersuchung als natürliche Verfärbungen wieder verworfen. Als archäologisch relevante Befunde blieben acht Pfostenstellungen und fünf Gruben.
Die Speicherbauten
Die Vier-Pfosten-Speicher Befund 12
Am südwestlichen Rand des Regenrückhaltebeckens bildeten die Pfosten Bef. 2, 7, 9 und 10 einen Vier-Pfosten-Speicher, wobei der Achsabstand der Stützen zwischen 1,70 m und 2,05 m betrug.
Die Grubenkomplexe Befunde 1, 4, 5 und 6
Befund 1 beschreibt eine große Verfärbung, annähernd rechteckig, mit stark gerundeten Ecken und einer maximalen Ausdehnung von 5,60 m x 3,90 m. In einem zweiten Planum (ca. 0,35 m unter Planum 1) sowie im Profil ließen sich im nordöstlichen Bereich des Komplexes zwei weitere Gruben (Bef. 4 und 5) und eine mögliche Pfostenstellung (Bef. 6) abgrenzen.
Die Hauptgrube (Bef. 1) war noch ca. 0,8 m unter Planum 1 erhalten, mit steilen Wandungen und einem nahezu waagerechten Boden.
Befund 5 setzte sich im zentralen Längsprofil vor allem durch eine deutlich größere Eintiefung ab. Die Sohle war ebenfalls waagerecht, lag allerdings ca. 0,3 m tiefer als bei Bef. 1. Die Breite von Bef. 5 betrug ca. 1,1 m.
Befund 4 wiederum schloss nordöstlich an Befund 5 an, ebenfalls mit waagerechter Sohle, die allerdings ca. 0,5 m höher lag als bei Bef. 5.
Befund 6 war eine kleine Pfostenstellung im Zwickel zwischen Bef. 4 und 5, die nur in einem im Randbereich zusätzlich angelegten OSO-Profil greifbar war.
Möglicherweise handelte es sich bei dem Komplex um eine Werkgrube, wobei Bef. 1 den eigentlichen Werkstattbereich darstellte, während Bef. 4 den Sitzplatz und Bef. 5 den Bereich für die Füße bildete. Die Pfostenstellung Bef. 6 bleibt unklar, da keine weiteren Pfosten erhalten waren. Dort können Gerätschaften verankert gewesen sein, oder die Stütze gehörte zu einer Überdachung des Werkplatzes.
Die spätere Verfüllung des Grubenkomplexes enthielt im oberen Bereich sehr viel Keramik.
Weitere Gebäudestrukturen waren nicht erkennbar, es gab lediglich einige weitere Pfostenstellungen und eine Grube ohne baulichen Zusammenhang. Auch in diesem Bereich war das keramische Fundmaterial sehr einheitlich. Es handelte sich um einfache Gebrauchskeramik, die in die vorrömische Eisenzeit datiert werden kann.
1.5. Ablauf der Untersuchung
Die Grabung dauerte vom 16.09.2013 bis zum 26.11.2013. Auf einem Gesamtareal von ca. 50.000 m² wurden die Erschließungsstraßen und der Bereich eines geplanten Regenrückhaltebeckens untersucht.
Unterhalb eines ca. 0,3 m mächtigen Oberbodens und eines ca. 0,1 m bis 0,3 m starken Kolluviums konnte eine Vielzahl von Verfärbungen aufgedeckt werden. Ausgehend von der Befundverteilung zeichneten sich zwei Siedlungsareale ab, ein Bereich im Nordosten des Neubaugebietes im Gebiet des Regenrückhaltebeckens (FStNr. 43) und ein weiterer, größerer Bereich im mittleren und westlichen Abschnitt des Neubaugebietes (FStNr. 44). Die Siedlungsgebiete trennt vermutlich ein Nordost-Südwest verlaufender siedlungsleerer Streifen.
Die hier dokumentierte Fundstelle im Bereich des Regenrückhaltebeckens umfasste eine Fläche von 1678 m².
Die Grabungsleitung erfolgte durch Attila Kis. Außerdem waren während der Untersuchung bis zu fünf Helfer vor Ort.
1.6. Vermessung
Hoch: 5797859 – 5797810
Rechts: 3542000 – 3542080
Diese Koordinaten beziehen sich auf das Landeskoordinatensystem (Bessel-Ellipsoid, Gauß-Krüger-Abbildung, 3. Meridianstreifen).
Die gemessenen Höhen entsprechen dem Höhensystem DHHN92.
Grundlage der Vermessung war ein digitaler Gesamtplan des Bauvorhabens, der vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt wurde. Vor Beginn der Maßnahme wurden mehrere Festpunkte gesetzt. Diese Festpunkte dienten während der Ausgrabung zur Positionierung und Höhenbestimmung. Die Einmessung der Grabungsflächen und Befunde erfolgte mit einem Tachymeter Leica TS 06.
2. Befundsituation
Im Laufe der Untersuchung konnten 20 Verfärbungen dokumentiert werden. Eine weitere Befundnummer wurde für die zusammenfassende Darstellung eines Befundkomplexes vergeben.
Sieben Befunde wurden nach der Untersuchung als natürliche Verfärbungen wieder verworfen. Als archäologisch relevante Befunde blieben acht Pfostenstellungen und fünf Gruben.
Vier-Pfosten-Speicher (Befund 12):
Am südwestlichen Rand des Regenrückhaltebeckens bildeten die Pfosten Bef. 2, 7, 9 und 10 einen Vier-Pfosten-Speicher, wobei der Achsabstand der Stützen zwischen 1,70 m und 2,05 m betrug.
Grubenkomplex (Befund 1, 4, 5, 6):
Befund 1 beschreibt eine große Verfärbung, annähernd rechteckig, mit stark gerundeten Ecken und einer maximalen Ausdehnung von 5,60 m x 3,90 m. In einem zweiten Planum (ca. 0,35 m unter Planum 1) sowie im Profil ließen sich im nordöstlichen Bereich des Komplexes zwei weitere Gruben (Bef. 4 und 5) und eine mögliche Pfostenstellung (Bef. 6) abgrenzen.
Die Hauptgrube (Bef. 1) war noch ca. 0,8 m unter Planum 1 erhalten, mit steilen Wandungen und einem nahezu waagerechten Boden.
Befund 5 setzte sich im zentralen Längsprofil vor allem durch eine deutlich größere Eintiefung ab. Die Sohle war ebenfalls waagerecht, lag allerdings ca. 0,3 m tiefer als bei Bef. 1. Die Breite von Bef. 5 betrug ca. 1,1 m.
Befund 4 wiederum schloss nordöstlich an Befund 5 an, ebenfalls mit waagerechter Sohle, die allerdings ca. 0,5 m höher lag als bei Bef. 5.
Befund 6 war eine kleine Pfostenstellung im Zwickel zwischen Bef. 4 und 5, die nur in einem im Randbereich zusätzlich angelegten OSO-Profil greifbar war.
Möglicherweise handelte es sich bei dem Komplex um eine Werkgrube, wobei Bef. 1 den eigentlichen Werkstattbereich darstellte, während Bef. 4 den Sitzplatz und Bef. 5 den Bereich für die Füße bildete. Die Pfostenstellung Bef. 6 bleibt unklar, da keine weiteren Pfosten erhalten waren. Dort können Gerätschaften verankert gewesen sein, oder die Stütze gehörte zu einer Überdachung des Werkplatzes.
Die spätere Verfüllung des Grubenkomplexes enthielt im oberen Bereich sehr viel Keramik.
Abb. 2: Grubenkomplex Bef. 1, 5, 4, NW-Profil C-D
Weitere Gebäudestrukturen waren nicht erkennbar. Es gab lediglich einige weitere Pfostenstellungen und eine Grube.
Das keramische Fundmaterial war relativ einheitlich. Es handelte sich um einfache Gebrauchskeramik, die in die vorrömische Eisenzeit datiert werden kann.
3. Anhang
3.1. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Ausschnitt aus der TK25, Blatt 3623 Gehrden
Abb. 2: Grubenkomplex Bef. 1, 5, 4, NW-Profil C-D
3. 2. Anlagenverzeichnis
1. Datenträger
1.1. Abschlussbericht als .doc und .pdf
1.2. Grabungsdokumentation in pdf-Dateien
1.3. Digitalfotos
1.4. Digitale Pläne als .dwg und .pdf
1.5. Zeichenblätter als .jpg
2. Tagesberichte
3. Befundliste
4. Ausführliche Befundliste / Befundbeschreibungen
5. Fundliste
6. Fotoliste, Dias
7. Zeichenblattliste / Zeichenblätter
8. Pläne / Layerstruktur