Teil einer Siedlung im Gewerbegebiet Uhlenbruch aufgedeckt

Jungbronzezeitliche/früheisenzeitliche Siedlungsspuren im Gewerbegebiet Uhlenbruch, Gemeinde Eckerde

Lage und Anlass der Ausgrabung
Im neuerschlossenen Gewerbegebiet Uhlenbruch soll auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche ein neues Betriebsgebäude entstehen. Das Gewerbegebiet schließt direkt nordöstlich an die Stadt Barsinghausen an und liegt an den nördlichen Ausläufern des Deisters in einer leicht nach Nordosten abfallenden Hanglage.

Befundsituation
Die befundführende Schicht lag bereits 40 bis 50 cm unter dem aktuellen Ackerhorizont. zudem war sie durch zahlreiche Drainagegräben gestört. Diese beiden Faktoren begründeten eine verhältnismäßig schlechte Befunderhaltung.

Trotzdem konnten nach dem maschinellen Abzug des Oberbodens 115 Befunde im Planum dokumentiert werden. Nach der weiteren Bearbeitung wurden 100 Befunde als archäologisch relevant eingestuft.

Es handelte sich um 67 Pfostenstellungen, 24 Gruben, vier Öfen, ein mögliches Grubenhaus, einen Laufhorizont, zwei Verfüllungsschichten sowie mittelalterliche bzw. neuzeitliche Wölbackergräben.

Die Befunde verteilten sich über die gesamte Untersuchungsfläche bis auf die nördliche Ecke. Eine besondere Konzentration war im nordwestlichen Bereich zu beobachten.

Pfostenstellungen
Die 67 dokumentierten Pfostenstellungen lassen sich nur schwer zusammenhängenden Strukturen zuweisen. Zum größten Teil sind sie relativ klein, mit einem Durchmesser von 25 bis 30 cm. Die erhaltene Tiefe beträgt in den meisten Fällen 10 bis 20 cm. Nur bei drei Pfostengruben ist im Profil eine Pfostenstandspur nachweisbar.
Zwar sind an mehreren Stellen Pfostenreihungen erkennbar. Wegen der geringen Pfostenstärke und fehlender rechtwinkliger Anschlüsse wird es sich meist um Reste von Einfriedungen handeln.

Insbesondere im Nordwesten des Untersuchungsareals ist eine dichte Häufung von Pfostenstellungen in unmittelbarer Nähe zu mehreren Siedlungsgruben zu beobachten. Auch hier sind keine eindeutigen Strukturen, die Speicherbauten oder Gebäudegrundrisse nahelegen könnten, erkennbar. Denkbar wären auch Schutzkonstruktionen für die direkt anschließenden Siedlungsgruben.

Gruben
Insgesamt wurden 24 Gruben dokumentiert. Meist waren sie wannenförmig, deutlich vom umgebenden Substrat abgegrenzt und, z. T. in mehreren Schichten, mit eindeutigem Siedlungsabfall verfüllt. Neben viel Holzkohle und verziegeltem Lehm enthielten sie größere Mengen Keramik sowie Tierknochen. Deutliche Beispiele für diese Siedlungsgruben bilden die Befunde 3, 4 und 65. Die Keramik ist in die jüngere Bronzezeit bzw. die ältere vorrömische Eisenzeit datierbar und liefert damit einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung der gesamten Siedlung.
In der Grube Befund 65 fand sich ein fast vollständiges Gefäß. Es handelt sich um einen rottonigen Topf mit konisch leicht einziehendem Halsbereich und einer unter dem Umbruch wenig ausbauchenden Wandung. Der flache, nicht abgesetzte Boden war abgebrochen, ist aber im Scherbenmaterial vorhanden. Das Gefäß wurde im Block geborgen und zur Restaurierung direkt in die Werkstatt des NLD gebracht.

An der westlichen Grabungsgrenze lag ein Grubenkomplex um die besonders große Siedlungsgrube Befund 100. Sie hatte einen Durchmesser von ungefähr 2,40 m und eine Tiefe von 1,30 m unter Planum 1. Dabei durchschnitt sie zwei ältere Gruben. Unmittelbar nördlich liegt mit Befund 87 eine weitere, deutlich flachere Grube, in die eindeutig Brandreste eingefüllt wurden. Möglicherweise handelt es sich auch um Reste einer Feuerstelle.

Grubenhaus
Im nördlichen Zentrum der Grabungsfläche befand sich mit Befund 78 ein Komplex, der zunächst als Grube interpretiert wurde. Es handelte sich im Planum um eine annähernd rechtwinklige Verfärbung mit deutlich abgerundeten Ecken. Die Ausdehnung betrug ungefähr 3,45 m x 3,00 m. Im zweiten Planum löste sich diese Struktur etwas auf. Es gab einen tieferen Bereich im nordöstlichen Quadranten, der insbesondere eng an den rechten Winkel der Nordostecke angelehnt war. Zwei weitere Bereiche, die stärker eingetieft waren, wurden im Planum 2 mit eigenen Befundnummern versehen. Sie schlossen sich nordwestlich an den tieferen Teil des Befundes 78 an. Der Gesamtbefund wurde in vier Quadranten geschnitten, wobei die Zwischenstege stehen blieben. In den Profilen ist die Trennung dieser Teilbefunde nicht mehr nachvollziehbar. Insgesamt ist der Befund sehr schlecht erhalten und durch zwei Drainagegräben sowie zahlreiche Tiergänge erheblich gestört. Erkennbar ist ein leicht gewellter Boden, der abgetreppt ist zum tieferen nordöstlichen Bereich. Hinzu kommen zwei Pfostengruben ungefähr auf der Längsachse des Befundes, einer am südwestlichen Rand, der andere nordöstlich knapp außerhalb der sichtbaren Befundgrenze.

All diese Indizien lassen vermuten, dass es sich bei dem Befundkomplex um die Reste eines Grubenhauses handelt.

Die Öfen
Vier Ofenbefunde konnten freigelegt werden. Es handelte sich um einfache Lehmkuppelöfen mit einer vorgelagerten, etwas tieferen Feuerungsgrube.
Am deutlichsten ist dies bei Befund 99. Im ersten Planum war nur eine rundliche, hellbräunlichgraue Verfärbung erkennbar, vergleichbar den einfachen Grubenbefunden. Beim Abtiefen des Profils wurde ein zweites Planum angelegt. Dieses zeigte zunächst einen großen, hellgrauen, lehmigen Bereich mit einer Breite von ca. 1,90 m und einer Ausdehnung von ca. 1,20 m vom vorderen, westlichen Befundrand bis zur Profilkante. Innerhalb dieser verwaschenen Verfärbung mit unscharfen äußeren Konturen lag ein ringförmiges dunkelgraues Band, das stark mit Holzkohle und verziegeltem Lehm durchsetzt war. Dieses Band markiert die Wandung der von innen erhitzten Ofenkuppel. Der beschriebene hellgraue lehmige Außenbereich ist der Rest der weggewaschenen äußeren Ofenwandung. Auf der linken, nördlichen Seite schloss sich an den beschriebenen Ring ein flächiger dunkler Bereich mit viel Holzkohle und Brandlehm an. Dabei handelte es sich um Teile der verstürzten Ofenkuppel.
Im dritten Planum ist der Boden des Brennraumes deutlich als flächige dunkle Verfärbung mit großen Stücken verziegelten Lehms zu erkennen. Im Ostprofil ist schließlich der verziegelte Boden des Ofens klar als rotes Band erkennbar. Auf der rechten, südlichen Seite schloss sich ein tieferer Bereich an. Dabei handelte es sich um die etwas tiefer gelegene Feuerungsgrube.

Drei weitere Befunde können ebenfalls als Öfen interpretiert werden. Bei Befund 9 ist im zweiten Planum sehr gut der Boden des runden Brennraumes erkennbar. Im Vordergrund der genannten Abbildung sind kompakte Pakete der verstürzten Ofenkuppel sichtbar.

Bei den Befunden 8 und 95 sind die Details eines Ofens nicht mehr so deutlich erkennbar, aber trotzdem können diese ebenfalls als Öfen gedeutet werden. Befund 95 wird auf zwei Seiten von dem flach eingetieften Laufhorizont Bef. 97 eingefasst. Dieser steht also mit der Ofennutzung in direktem Zusammenhang.

Die neuzeitlichen Wölbäcker
Über den vorgeschichtlichen Befunden waren flächendeckend Wölbackerfahren zu erkennen, ausgerichtet von Südwest nach Nordost. Drei davon wurden unter der Befundnummer 105 aufgenommen und geschnitten. Sie hatten eine Breite von 1,1 bis 2,0 m. Ihr Abstand betrug zwischen 7 und 8 m. Im Profil waren sie noch als flache Mulde mit einer Tiefe von ca. 20 cm erhalten. Darin fand sich wenig neuzeitliches Steinzeug, das einen Hinweis auf die Nutzungszeit gibt.

Zusammenfassung
Anlass der Maßnahme war der Neubau eines Betriebsgebäudes im Gewerbegebiet Uhlenbruch. Auf bislang landwirtschaftlich genutztem Gelände konnten ca. 2900 m² untersucht werden.

Die befundführende Schicht lag bereits 40 bis 50 cm unter der heutigen Ackerkrume. Dementsprechend war die Befunderhaltung sehr schlecht. Zudem überlagerten neuzeitliche Wölbackerspuren in regelmäßigen Abständen die vorgeschichtlichen Befunde.
Trotzdem konnten über das gesamte Areal verteilt 24 Gruben, 67 Pfostenstellungen und 4 Öfen und ein mögliches Grubenhaus dokumentiert werden. Die Gruben enthielten Siedlungsabfälle mit Knochen und größeren Keramikmengen. Dabei handelte es sich um grob gemagerte Gebrauchsware, die in die späte Bronzezeit bzw. frühe vorrömische Eisenzeit datiert werden kann. An zwei Stellen können aus Pfostenstellungen Speichergebäude rekonstruiert werden. Wegen des geringen Querschnittes der meisten Pfostengruben von unter 30 cm kann ein größerer Teil von ihnen auch zu Einfriedungen gehört haben. Eine dichte Gruppierung von 28 Pfosten im Nordwesten der Fläche zeigt ebenfalls keine eindeutigen Zusammenhänge, deutet aber auf mehrere sich überlagernde Strukturen hin.
Damit dokumentiert die Grabung einen vorgeschichtlichen Siedlungsplatz, der in alle Richtungen über die untersuchte Fläche hinausgreift.