Siedlung und Bestattungen in Kirchhorst

Gargruben, Brandgräber und eine kleine Siedlung aus der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit im „südlichen Trennemoor“ bei Kirchhorst, Gemeinde Isernhagen, Region Hannover

Einleitung
Das Gewerbegebiet V – „südlich Trennemoor“ – liegt am südöstlichen Rand der Hannoverschen Moorgeest, zwischen Wietzenbruch, Edder und Oldhorster Moor im Norden und dem Altwarmbüchener Moor im Süden, auf dem südlichen Ausläufer eines flachen sandigen Rückens, der größtenteils von dem Ort Kirchhorst überprägt ist.

Die Fundstelle befindet sich südlich des Ortsteiles Großhorst in der Gemarkung Kirchhorst. Sie beginnt direkt westlich des Trennemoores und liegt in einer Entfernung von 0,7 – 1,0 km nördlich des Altwarmbüchener Moores auf Podsol-Braunerde in leichter Hanglage nach Ost und Südost. Darauf heben sich kaum wahrnehmbar zwei leicht erhöhte und trockene Kuppen ab, auf denen sich die vorgeschichtlichen Befunde konzentrieren.

Zu Beginn der Maßnahme im Jahr 2012 wurden mehrere Sondagen, die den Verlauf der neu zu errichtenden Straßen und der Abwasseranlagen folgten, angelegt. Außerdem wurden die Tiefbauarbeiten für das Regenrückhaltebecken begleitet und zwei Teilstücke auf der Westseite des Areals flächig untersucht. Dabei wurden im Süden einige Siedlungsbefunde, im Norden und Westen mehrere Gargruben und Siedlungsbefunde aufgedeckt und dokumentiert. Nachfolgend wurde am östlichen Randbereich, bereits im staunassen Gebiet des Trennemoores gelegen, eine von Südsüdost nach Nordnordwest verlaufende Sondage angelegt, die befundfrei blieb. Zwischen diesen ersten beiden Schnitten erfolgte eine von West nach Ost verlaufende Sondage, welche ebenfalls befundfrei blieb. Ein südlich des Wirtschaftsweges angelegter Schnitt von der westlich verlaufenden Straße in das im Osten geplante Regenrückhaltebecken erbrachte zahlreiche Siedlungsbefunde, welche direkt nach ihrer Aufdeckung untersucht werden konnten.

Das nach Osten in das Regenrückhaltebecken abfallende Gelände blieb befundfrei. Ein flächig zu untersuchendes, bereits vermarktetes Grundstück in der Nordhälfte des Gewerbegebietes wurde in zehn Teilstücken aufgedeckt. Darin wurden Gargruben, Gerölldepots, Brandbestattungen, Feuerstellen, eine Pfostengrube und eine Siedlungsgrube untersucht. Östlich der im Gewerbegebiet von Süden nach Norden verlaufenden Straße erfolgte ebenfalls flächig ein Oberbodenabtrag bis an den vormaligen Rand des Trennemoores. Dabei wurden eine Feuerstelle und ein Abschnitt eines neuzeitlichen Grabens erfasst. Der südlich gelegene Wirtschaftsweg wurde abgetragen und darunter eine Feuerstelle dokumentiert. An der westlichen Grenze des Gewerbegebietes, entlang der Straße, wurde ein Schnitt von Süden bis an die bereits untersuchte Fläche im Norden angelegt und dabei jeweils eine Feuerstelle und Siedlungsgrube dokumentiert. Während der Untersuchungen erfolgte die Begleitung diverser Hausanschlüsse. Ein vom Kirchhorster See zum Gewerbegebiet angelegter Wasserleitungsgraben erbrachte keine Befunde.

Im 2. Bauabschnitt 2013 wurde einerseits der nordwestliche Bereich des geplanten Gewerbegebietes untersucht. Dort wurden lediglich zwei weitere Gargruben dokumentiert. Außerdem wurde das südwestliche Areal des Gewerbegebietes freigelegt. Auf diesem Grundstück wurden weitere vorgeschichtliche Siedlungsbefunde freigelegt. Die nach Westen, Süden und Osten angrenzenden Straßentrassen waren bereits 2012 untersucht worden.

Befundsituation
Sämtliche Befunde zeigten sich direkt unter dem 0,35-0,40 m mächtigen Oberboden und waren überwiegend durch landwirtschaftliche Bodeneingriffe, Be- und Entwässerungsmaßnahmen sowie durch Bioturbationen teils massiv ge- oder sogar zerstört worden. Hauptursache für den schlechten Erhaltungszustand war hierbei die jahrhundertelange intensive Nutzung als Ackerland. Diese und die damit einhergehende Erosion des leichten Sandbodens hatten zu einer Verebnung der ehemals sicher deutlicher profilierten Landschaft geführt. Es ist davon auszugehen, dass diese Tatsachen den Verlust einer großen Anzahl archäologischer Befunde zur Folge hatten und bei den bisherigen Untersuchungen nur noch ein geringer Überrest der ehemals vorhandenen archäologischen Substanz zu beobachten war.
Bis auf wenige Ausnahmen waren die Befunde nur auf den trocken gelegenen, flachen und sandigen Höhen anzutreffen.
Während der archäologischen Untersuchung wurden 250 Befundnummern vergeben, 106 im ersten und 144 im zweiten Bauabschnitt. Es handelte sich um 33 spätbronzezeitlich-früheisenzeitliche Gargruben, sechs damit in Zusammenhang stehende Gerölldeponierungen, 15 Brandbestattungen, 24 Gruben, 18 vorgeschichtliche Feuerstellen, 80 Pfostenstellungen, die Wandgräben von zwei Gebäuden und einen neuzeitlichen Graben. Weiterhin wurde der Uferbereich eines Temporärgewässers erfasst. 65 Befunde erwiesen sich als biogenen Ursprungs.

Gargruben
33 Gargruben fanden sich im nördlichen Teil der Fundstelle. Häufig konnte bei ihnen eine mehr oder weniger rechteckige Form mit verrundeten Ecken und mit einer stärker gerundeten Schmalseite beobachtet werden. Im Profil wiesen die ausreichend gut erhaltenen Gargruben regelmäßig eine Wannenform auf. Sie erreichten in Ausnahmefällen eine Tiefe von annähernd 0,40 m, waren überwiegend jedoch deutlich flacher, teilweise auch nur noch durch in darunter liegende Tiergänge verlagertes Befundsubstrat nachweisbar.

Es konnte in fast allen Fällen eine – je nach Erhaltungsgrad – gleichartige Verfüllung festgestellt werden. Diese bestand aus mittelgraubraunem Sand, der stellenweise orange oxidiert war und in der Regel Holzkohlepartikel und Steingrus enthielt. Darunter lag eine schwarze, dicht mit Holzkohle und zerbrannten Geröllen durchsetzte Schicht. Oft fand sich ein graues und wohl aschehaltiges Band auf der Sohle. Stellenweise zeigte der umgebende Boden Spuren lokaler Hitzeeinwirkung in Form von orange oxidiertem Sand.

Außer den genannten Einschlüssen konnten keine weiteren Funde aus den Gruben geborgen werden. Eine Datierung kann derzeit nur über die Vergesellschaftung mit den jungbronze- bis früheisenzeitlichen Brandgräbern erfolgen.

Die Gargruben können in drei räumlich, morphologisch und durch Vergesellschaftung mit anderen Befundgattungen, differenzierbare Gruppen unterteilt werden. Zwei weitere Gargruben (Bef. 16, 54) lagen deutlich abseits der Gruppen im westlichen und östlichen Randbereich. Schließlich fanden sich zwei Gargruben (Bef. 107, 110) mit erkennbarem Abstand im nördlichen Grabungsabschnitt.

Die nordnordwestliche Gruppe bestand aus den elf regellos angeordneten, unterschiedlich erhaltenen, ausgerichteten und geformten Gruben 9, 10, 13, 14, 15, 43, 49, 50, 55, 72 und 74. Sie maßen 1,33 – 3,35 m in der Länge und 0,81 – 1,55 m in der Breite. Diese Gruppe war nordwest-südost-orientiert, 60 m lang und 26 m breit. Innerhalb der Gruppe ließen sich ein Pfosten, nordwestlich anschließend vier weitere Pfosten und östlich eine Grube sowie eine Feuerstelle beobachten.
35 m südlich dieser Gruppe lagen zwei ebenfalls als Gargruben angesprochene Befunde (47 und 48) im Abstand von 2,60 m in Nordnordwest-Südsüdost-Richtung. Diese sich sehr ähnlichen, ovalen und Nord-Süd orientierten Gruben waren nur flach erhalten. Sie maßen 0,71 – 0,87 m x 1,21 –1 ,50 m, enthielten Holzkohle, wenige zerbrannte Gerölle und lagen 4,50  – 12,60 m südsüdöstlich von den Leichenbranddepots 46 und 53 entfernt.

Die südlichste Gruppe befand sich 15 – 40 m westlich der staunassen Moorniederung und 18 – 53 m südöstlich der Gargrube 48. Diese Konzentration kann in zwei Untergruppen und die etwas abseits im Nordnordwesten gelegene Gargrube 60 unterteilt werden.

Die westliche Untergruppe bestand aus den fünf radial von Westnordwest, über Süd nach Ostnordost angeordneten Gruben 61, 62, 63, 69 und 75/76. Ihre Abmessungen betrugen 1,82 – 2,65 m x 1,22 – 1,43 m. Es dominierten verrundet-viereckige bis ovoide Formen. Ungewöhnlich ist bei den ansonsten der üblichen Form entsprechenden Gruben dieser Gruppe der Befundkomplex 75/76. Hierbei wurden wohl zeitgleich zwei separate und unterschiedlich ausgeprägte Gruben angelegt. 2,15 m nordnordöstlich der Gargrubengruppe befand sich das Brandgrubengrab 68, 0,50 m und 3,70 m südlich von Befund 76 die Urnenbestattungen 87 und 88.

Gerölldepots
Nordöstlich und südlich der südöstlichen Gargrubengruppe lagen sechs ausschließlich Gerölle enthaltende Gruben.
Von denen sind die Befunde 73 und 77 mit Durchmessern von 1,34 – 1,96 m und Tiefen von 0,41 – 0,90 m sehr ausgeprägt und sicher als Gruben anzusprechen, während die Befunde 82, 83, 84 und 85 jeweils nur wenige Gerölle enthielten.

Vermutlich wurden in diesen Gruben Gerölle zur Verwendung in den Gargruben gesammelt.

Die Brandbestattungen

Leichenbranddepots
Etwas nordnordwestlich der mittleren Gargrubengruppe fanden sich die zwei Leichenbranddeponierungen 46 und 53 in einem Abstand von 7,30 m zueinander. Beide Bestattungen wurden direkt unter dem Oberboden angetroffen und sind nicht vollständig erhalten. Während Befund 46 aus einer noch kompakt gelagerten und teilweise ungestörten Leichenbrandkonzentration bestand, war der etwas höher gelegene Befund 53 sehr fragmentarisch erhalten und zu großen Teilen vom Pflug verlagert worden. Der Befund 46 maß im Planum 0,34 – 0,41 m, hatte eine Tiefe von 0,10 m und eine wannenförmige Gestalt. Die Grabgrube ließ sich deutlich von der muldenförmigen Leichenbrandkonzentration trennen, weshalb zu vermuten ist, dass der Leichenbrand in einem organischen Behältnis bestattet und nicht in die Grabgrube geschüttet wurde. Beigaben wurden nicht beobachtet.

In der Umgebung der beiden Bestattungen konnten im anliegenden Sand weitere und wohl durch Tiere in diesen Horizont verschleppte Leichenbrandstücke geborgen und in ihrer Lage dokumentiert werden. Die Abmessungen dieser Nord-Süd orientierten Streuung betrugen 21,40 m x 7,30 m. Dieser Bereich wurde anschließend großräumig maschinell abgetragen, jedoch wurden dabei keine weiteren Bestattungen angetroffen. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier nur die verbliebenen Reste einer größeren Gruppe von Brandbestattungen überliefert wurden.

Brandgrubengrab
2,15 m nordnordöstlich der südwestlichen Gargrubengruppe befand sich das Brandgrubengrab 68. Es wurde ebenfalls bereits deutlich erkennbar unter dem Oberboden angetroffen und ist somit nicht vollständig erhalten. Im Planum zeigte sich eine schwach ovale Grabgrube mit einem Durchmesser von 0,33 – 0,38 m. Im Profil war der Befund trichterförmig und 0,23 m tief erhalten. Die Verfüllung bestand aus einem ungleichmäßigen Gemisch aus den sehr holzkohlehaltigen Überresten des Scheiterhaufens und Leichenbrand. Die Bestattung enthielt keine Beigaben.

Urnengräber
Innerhalb der südlichen Gargrubengruppe sowie südlich und östlich davon konnten zwölf Urnenbestattungen auf einer Fläche von 39 m x 18 m untersucht und geborgen werden. Während die Bestattungen 87 und 88 nahezu ungestört überliefert sind, waren die Befunde 89 und 90 zu 2/3, die Befunde 64, 81 und 86 zu 1/3 und die Befunde 78, 79, 80, 91 und 97 in Resten erhalten oder ganz zerstört und verlagert worden.

Die zugehörigen Grabgruben waren nur zum Teil erkennbar und in den Fällen, bei denen holzkohlehaltiges Material eingefüllt wurde, deutlich. Abdeckungen der Urne sind für die Befunde 64, 81 und 89 in Form von Deckschalen nachgewiesen. Überhügelungen oder Hinweise auf ehemals obertägig sichtbare Markierungen konnten nicht beobachtet werden.

Die Bestattungen lagen überwiegend locker gestreut. Eine Ausnahme davon bildeten die Befunde 79, 80 und 86. Bei diesen Gräbern kann auf Grund der geringen Abstände zueinander (0,25 – 0,50 m) eine Gemeinschaft vermutet werden. Beigaben konnten auch bei den Urnengräbern bisher nicht beobachtet werden.

Gut erhaltene Bestattungen wurden nach Möglichkeit im Kleinblock geborgen.

Vermutlich können alle Formen der ergrabenen Brandbestattungen der jüngeren Bronzezeit oder frühen vorrömischen Eisenzeit zugeordnet werden. Während diese Datierung bei den Urnengräbern sehr sicher schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt anhand der erhaltenen Gefäßformen möglich ist, können Aussagen zur Datierung der Leichenbranddepots und des Brandgrubengrabes erst nach deren naturwissenschaftlicher Analyse getroffen werden.

Außerdem stellt sich die Frage des Verhältnisses zu den mit Gräbern vergesellschafteten Gargruben. Möglicherweise stehen beide in einem Zusammenhang.

Siedlungsgruben
Insgesamt wurden 24 als Siedlungsgruben interpretierbare Befunde dokumentiert. Diese verteilten sich über die gesamte Untersuchungsfläche, wobei ein Schwerpunkt im südlichen Bereich lokalisiert werden konnte.

Mit einem Durchmesser von 1,83 m und einer Tiefe von 0,50 m war der im Südwesten gelegene Befund 103 die größte Siedlungsgrube und zudem überdurchschnittlich gut erhalten. Weiterhin befanden sich die Grubenbefunde 3, 5, 6, 24, 115, 118, 126, 128, 129, 135, 148, 157, 158, 162, 172, 174, 175, 207, 208, 220, 221, 222 und 226 im Süden, der Befund 99 innerhalb der südöstlichen und der Befund 17 östlich der nördlichen Gargrubengruppe. Das wenige in ihnen enthaltene Fundmaterial datiert die Gruben in die jüngere Bronze- oder frühe vorrömische Eisenzeit. Die Interpretation von Befund 99 als Siedlungsgrube ist unsicher.

Pfostengruben
Siedlungsspuren in Form von unzusammenhängenden Pfostengruben ließen sich vor allem im Süden beobachten. Im Nordwesten gab es eine kleine Pfostengruppe (Bef. 12, 38, 39, 40, 41). Die Pfostengrube 45 lag zwischen den Leichenbranddepots 46 und 53.

Feuerstellen
Teilweise gruppiert, in der Nähe zu anderen Befunden oder einzeln traten flache und holzkohlehaltige Gruben auf, die sich in ihrer Form, Ausdehnung und Verfüllung ähnelten. Sie können als Feuerstellenreste interpretiert werden. Diese beinhalteten keine weiteren Funde, waren im Planum rund oder oval und im Profil mulden- oder wannenförmig und ihre stets sehr bioturbierten Verfüllungen schwarz oder dunkelgrau. Umliegend zeigte der Boden keine sichtbaren Hitzeeinwirkungen.
Auffallend ist eine Anhäufung der fünf Feuerstellen 58, 59, 65, 66 und 67 etwas nördlich von Gargrube 60. Die Feuerstellen 1, 2, 4, 101, 104 und 106 verteilten sich über das südliche Siedlungsareal, 7 und 57 auf den Bereich östlich der nördlichen Gargrubengruppe. Die übrigen Feuerstellen 132, 149 und 150 sowie die mutmaßlichen Feuerstellen 131, 133 und 134 liegen östlich und nordöstlich des Hauses Befund 130.

Wandgräben
Der Siedlungsplatz im südlichen Teil der Untersuchungsfläche wurde insbesondere durch zwei Gebäudestrukturen gekennzeichnet. Es handelte sich um Wandgräben, die im Planum in einer Breite von ca. 0,25 bis 0,35 m sichtbar waren.
Der eine dieser Komplexe lag in der Südwestecke der Grabungsfläche (Bef. 223). Sichtbar war der östliche Abschluss eines annähernd rechtwinkligen Gebäudes mit gerundeten Ecken (Bef. 225). Die Ostwand hatte eine Länge von ca. 5,55 m. Die Nordwand war noch auf einer Länge von ca. 4,1 m sichtbar und wurde dann durch eine Störung geschnitten. An der Südostecke war gerade noch die Umbiegung erkennbar, bevor hier die genannte Störung eingriff. Ergänzt wurde der Befundkomplex durch drei innenliegende, parallel zur Ostwand verlaufende Pfosten (Bef. 229, 230, 235) sowie eine weitere Pfostenstellung in der Mittelachse (Bef. 231).
In der Achse der Ostwand dieses Gebäudes schloss nach Norden mit geringem Abstand ein weiterer Wandgraben an, der noch in einer Länge von 6,6 m erhalten war.
Ob es sich wirklich um Gebäude handelte oder doch um Einfriedungen, muss bei dem schlechten Erhaltungszustand offen bleiben.
Im Zentrum des südlichen Grabungsabschnittes umschloss ein besser erhaltener Wandgraben ein rechteckiges Gebäude mit abgerundeten Ecken und den Außenmaßen 13,7 m x 7,9 m (Bef. 130 / 240). Zugehörig sind mehrere Pfostenstellungen im Wandbereich (Bef. 241, 246, 248, 249, 250). Ein Pfosten steht ziemlich genau im Zentrum des Gebäudes (Bef. 244).

Von der Fläche dieses Gebäudes wurden in Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde in einem Ein-Meter-Raster Proben für eine Phosphatkartierung genommen. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass es wegen der großen Hitze und der starken Sonneneinstrahlung während der Freilegung des Befundkomplexes notwendig war, das Planum intensiv mit Teichwasser zu wässern, um die Befunde überhaupt sichtbar machen zu können. Dies ist bei der Bewertung der Proben zu berücksichtigen.

Gewässerufer
Im Osten des Urnengräberfeldes schloss sich ein zungenförmig auslaufendes Ufer (Bef. 100) eines zum Trennemoor gehörenden Temporärgewässers an. In dessen Verfüllung fanden sich Ziegelfragmente, harte Grauware und neuzeitliches Steinzeug. Das Urnengrab 97 ist im Zuge der Ausdehnung des Uferbereiches davon erfasst worden. Dabei wurde es weitgehend zerstört und verlagert.

Entwässerungsgraben
Im Osten der Untersuchungsfläche, in Randlage zum Trennemoor, wurde ein Abschnitt eines neuzeitlichen Entwässerungsgrabens (Bef. 102) auf einer Länge von 19 m erfasst. Nachforschungen ergaben, dass dieser Graben noch im 20. Jahrhundert genutzt wurde.

Zusammenfassung
Im Zuge der Erschließung des Gewerbegebietes V – „südliches Trennemoor“ –  in der Gemarkung Kirchhorst konnten lineare und flächige Teilbereiche mit unterschiedlichen vorgeschichtlichen Befunden untersucht werden.

Dabei wurde eine räumliche Gliederung des Areals in Siedlungsplätze im Süden und Nordwesten und einen Bestattungsplatz und Gruppierungen von Gargruben im mittleren und nördlichen Bereich deutlich.

Herausragend sind hierbei 33 vorgeschichtliche Gargruben, welche für diese Region eine Besonderheit darstellen. Ebenso eminent erscheint die Vergesellschaftung der Gargruben mit 15 jungbronze- bis früheisenzeitlichen Brandgräbern zu sein. Diese befanden sich in direkter Nähe und zwischen den Gargruben, ohne das diese sich gegenseitig überschnitten. Möglicherweise handelt es sich dabei um kontemporäre und miteinander in Zusammenhang stehende Befunde.

Die Wandgräben von zwei Gebäuden, Konzentrationen von Siedlungsgruben, zusammenhanglosen Pfostengruben und Feuerstellen sowie das gehäufte Auftreten von Lesefunden im B-Horizont belegen die Nutzung des nach Süden in das Altwarmbüchener Moor abfallenden Geländes als jungbronze- bis früheisenzeitliche Siedlung. Die wenigen Pfostengruben im Nordwesten sprechen eher für eine Siedlungsrandlage.