Wohngebiet der Altsachsen

Bei Erschließungsarbeiten für ein Wohngebiet der Samtgemeinde Fredenbeck wurden in den 1990er-Jahren Teile einer Siedlung der Völkerwanderungszeit dokumentiert. Von den damals geborgenen Funden ist insbesondere die aus einem völkerwanderungszeitlichen Brunnen stammende hölzerne Leiter hervorzuheben. In einem weiteren Neubaugebiet auf dem östlich anschließenden Acker wurde durch die Grabungsfirma ArchaeoFirm über 400 Befunde aufgedeckt. 330 davon sind Pfostengruben, die sich zu mehreren ungefähr ostwestlich ausgerichteten Langhäusern rekonstruieren lassen. Neben den Langhäusern sind auch vier Grubenhäuser mit gleicher Ausrichtung und ein kleinerer Hausgrundriss mit umlaufendem Wandgräbchen nachgewiesen.

Ein im Profil trichterförmiger Brunnen von über 2 m Tiefe stellte die Wasserversorgung der Siedlung sicher. In rund 1 m Tiefe wurden reste einer einfachen Einfassung von 1,5 m Durchmesser aus größeren Feldsteinen dokumentiert. Aus der Verfüllung konnte ein halber Mühlstein geborgen werden, aus einer Grube kamen weitere Mühlsteine zutage. Neben Gräbchen, flachen Brandgruben und Abfallgruben mit teils viel Keramik wurden auch zwei Gruben dokumentiert, in denen möglicherweise das Rohmaterial für die Mühlsteinherstellung lagerte. Das umfangreiche Keramikinventar weist auf eine Besiedlung von der römischen Kaiserzeit bis zur Völkerwanderungszeit hin. Bei Detektorbegehungen fanden sich zwei völkerwanderungszeitliche Fibeln, ein Armringfragment und ein Bleispinnwirtel.

In der Nordhälfte ziehen neuzeitliche Wegespuren von Südwesten nach Nordosten über die Grabungsfläche und überlagern oder stören die älteren Befunde. Sie gehören zu einer älteren Verbindung, die in Richtung Stade führte und von der sich eindrucksvolle Hohlwegspuren an einer ehemaligen Furt über den Deinster Mühlenbach erhalten haben.

Quelle

Archäologie in Deutschland Heft 5 I 2015; S. 47 Sp 1-3