Spielende Germanen

Im Oktober 2013 wurde im Vorfeld einer Baumaßnahme im Gewerbegebiet Süd der Stadt Rinteln (Lkr. Schaumburg) durch die Firma ArchaeoFirm eine Siedlung der römischen Kaiserzeit bis frühen Völkerwanderungszeit untersucht. Die Fundstelle liegt am südlichen Rand des Wesertals außerhalb der Überschwemmungszone ca. 60 m über dem Meeresspiegel. In unmittelbarer Nähe der Siedlung sind Fundstellen der vorrömischen Eisenzeit bekannt. Bereits aus dem Oberboden konnten unter anderem fragmentierte bis fast vollständige Armbrustfibeln, einige römische Denare und ein Sesterz sowie zahlreiche Reste von zerscherbten Gefäßen geborgen werden.
In der ca. 3.700 m² großen Grabungsfläche wurden rund 40 bis zu 1 m tiefe Siedlungsgruben mit teils sehr hohem Keramik- und Brandlehmaufkommen sowie einigen Webgewichten dokumentiert.
Eine dieser Gruben enthielt zwei bronzene Fibeln, eine Scheibenfibel und eine Bügelfibel. 150 Pfostengruben bildeten mehrere Reihen und konzentrierten sich an vier bis fünf Stellen am Westrand der Fläche, wo sie als nicht ganz eindeutige Grundrisse von Langhäusern in das nicht ausgegrabene Gelände reichten. Zudem wurden zwei Grubenhäuser freigelegt, in denen sich jedoch keine Spuren von Handwerk nachweisen ließen. Mit dieser Untersuchung ist nur ein Teilbereich der Siedlung erfasst worden, der Schwerpunkt der Bebauung scheint in der westlich anschließenden Fläche zu liegen.
Aus einer der Abfallgruben wurde ein außerordentlicher Fund geborgen: ein gut erhaltener rund 1,5 cm³ großer Würfel mit eingravierten Kreisaugen, und zwar in Gruppen von einem bis sechs Augen. Die Eins und die Sechs sind, wie bei modernen Würfel, auf den gegenüberliegenden Würfelflächen eingepunzt. Eine Analyse des Metalls mit dem Röntgenfluoreszenzspektrometer am Institut für Anorganische Chemie der Leibniz-Universität Hannover ergab, dass der Würfel aus Bleibronze besteht mit 64% Blei, 19% Zinn, 12% Kupfer und ca. 5% sonstigen Metallen.

Quelle:
Archäologie in Deutschland 3 I 2014
Niedersachsen
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AiD-Korrespondent:
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