Siedlungsgruben und Gräber am Südrand von Apensen

Siedlungsgruben und Gräber aus der späten Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit am Südrand der Gemeinde Apensen

Vorbemerkungen
Inmitten der flachwelligen Stader Geestlandschaft liegt unweit von Buxtehude Apensen. Hier fand am Südrand der Gemeinde Apensen im Jahr 2012 im Zuge von Erschließungsarbeiten für den Bau eines Drogerie- und Getränkemarktes eine Ausgrabung statt. Im Vorfeld der Ausgrabung wurde unter Aufsicht von D. Nösler, Kreisarchäologie Stade, zwei Ost- West- ausgerichtete Sondagen angelegt, die archäologische Befunde erbrachten, die sich hauptsächlich im östlichen Bereich der Fläche konzentrierten.

Das zu untersuchende Areal liegt auf einer leichten sandigen Anhöhe mit einer durchschnittlichen Höhe von 43,00 m über NN in einem Lehmverbreitungsgebiet mit einem Boden aus Pseudogley-Braunerde.

Die Befunde
Insgesamt wurden 28 Befundnummern vergeben, von denen 10 als Auflagen oder Wurzeltöpfe verworfen wurden, 10 als Siedlungsgruben gedeutet wurden, zwei als mögliche Pfostengruben, eine als Wasserloch, drei als Gräber und zwei als Befunde unklarer Funktion. Anlass zur Grabung war neben Lesefunden auf dem betroffenen Acker und bekannten Fundstellen in der Nähe ein aus der Luft prospektierter Grabhügel. Die Grabungsfläche liegt auf einer leichten Anhöhe und ist am höchsten Punkt, wo der Grabhügel kartiert wurde, stark erodiert. Daher konnten bei der archäologischen Untersuchung keine Spuren des Grabhügels mehr festgestellt werden. Der Boden in diesem Bereich ist stark mit bis zu 0,60 x 0,50 m großen Findlingen durchsetzt, die direkt unter dem Oberboden anliegen, aber kein erkennbares Muster bilden.

In der Nordost-Ecke der Grabungsfläche wurden zwei größere und zwei kleinere, 0,20 – 0,55 m tiefe Gruben mit wenig Keramik in der Verfüllung dokumentiert, darunter auch eine Grube mit reichlich HK-Partikeln und Knochenbrand. In der Nordwest-Ecke wurden der Großteil der Befunde aufgenommen, darunter neben einfachen Siedlungsgruben mit recht viel Keramik auch eine zumindest zeitweise wasserführende, vermutlich als Wasserloch genutzte, 0,70 m tiefe Grube mit über 150 Keramikscherben, einem Spinnwirtel, zwei Silices, etwas Eisenschlacke und Brandlehm mit Abdrücken (Abb.1). Es konnten nur zwei mögliche Pfostengruben dokumentiert werden, die weit auseinander neben großen Gruben liegen.

Das Hauptaugenmerk liegt bei dieser Fundstelle jedoch auf den drei ost-west-ausgerichteten, 1,80 x 0,70 m bis 2,00 x 1,15 m großen Gräbern, die mit 4,00 bis 6,00 m Abstand recht nah beieinander liegen. Diese Befunde wurden in mehreren Zwischenplana abgetieft und regelmäßig mit der Metallsonde untersucht. Befund 1 ist dabei mit einer erhaltenen Tiefe von 0,10 m das flachste Grab. Schon im Planum 1 lagen die Reste eines grün korrodierten Nietes aus Buntmetall, sowie ein flaches bandförmiges Fragment auf. Wie sich herausstellte, ist der Sondenfund eines Halsreifens aus Bronze zugehörig.

Befund 14 ist das zweite Grab und mit 0,40 m noch recht tief erhalten. An Funden konnten aus diesem Grab noch drei Eisenfragmente, darunter eine Schnalle, geborgen werden, sowie sechs unterschiedlich gefärbte und geformte Glasperlen mit Fadenauflagen oder Augen.

Das dritte Grab, Befund 18, ist ebenfalls rund 0,40 m tief erhalten, bis auf neun Keramikscherben konnten jedoch keine Funde geborgen werden (Abb.3). Bei Befund 14 und 18 wurden diffuse dunklere rechteckige Verfärbungen innen als vermutliche Reste einer Holzverschalung dokumentiert, ein Leichenschatten war in keinem der Gräber zu sehen.

Das Fundgut
Trotz der übersichtlichen Befundlage konnten eine große Anzahl an Funden geborgen werden, vor allem unverzierte, schlecht gebrannte Gebrauchskeramik von dunkelbrauner bis schwarzgrauer Färbung, die teilweise an der Außenseite geglättet worden war. Im Rahmen der Aufarbeitung wurde das Fundmaterial gewaschen, beschriftet und inventarisiert.

Allein aus der Grube Befund 17 wurden 623 Keramikscherben geborgen, aus Befund 24 immerhin 150 Scherben, aus denen ein doppelkonisches, im Unterteil einziehendes Gefäß mit gewölbter Schulter, kurzem, nach außen gebogenem Rand und scharfem Umbruch zusammengesetzt werden konnte, zudem ein Spinnwirtel, zwei Silices, etwas Eisenschlacke und Brandlehm mit Abdrücken. Aus Befund 16 stammen die Fragmente einer doppelkonischen Schale mit einziehender Schulter und darauf umlaufender dreifacher Riefenverzierung, einziehendem abgesetztem Boden und einer sehr gut geglätteten Oberfläche.

Aus den eher schlecht erhaltenen Gräbern konnten ein Buntmetallniet, korrodierte Gewebereste und wenig Leichenbrand geborgen werden, außerdem wenig Keramik, drei Eisenartefakte (Abb. 5) und sechs bunte Glasperlen (Abb. 4). Der Buntmetallniet aus Befund 1 wurde im Block geborgen. Die weitere Bearbeitung erfolgte in den Räumlichkeiten der Kreisarchäologie Stade.

Bei den Begehungen des abgezogenen Abraumes mit der Metallsonde wurden eine mittelalterliche durchbrochene Scheibenfibel und ein völkerwanderungszeitlicher Halsring aus Bronze entdeckt. Da in dem Grab Befund 1 an dem korrodierten Metallniet noch das Fragment eines passenden flachen, abgebrochenen Bronzebandes gefunden wurde, kann der Halsreif als zugehörig angesprochen werden. Die Funde datieren die Fundstelle in die späte Römische Kaiserzeit bis in die Völkerwanderungszeit.

Zusammenfassung
Die Fundstelle liegt auf einer leichten Anhöhe, die jedoch stark erodiert ist, was auf die lange Nutzung als Ackerfläche zurückzuführen ist. Dennoch konnten noch 18 anthropogene Befunde aufgenommen werden. Die Befunde konzentrieren sich auf die Nordhälfte der Grabungsfläche, dabei vor allem auf die Nordwest- Ecke. Neben Siedlungsgruben, einem Wasserloch und zwei möglichen Pfostengruben wurden drei Ost- West- ausgerichtete Gräber mit Beigaben dokumentiert. Spuren des aus der Luft prospektierten Grabhügels, der Anlass zu der Untersuchung gab, waren nicht zu sehen.

Die Funde, die sich aus schlecht gebrannter, einfacher Siedlungskeramik und einem Spinnwirtel, Brandlehm, zwei Silices, Knochenbrand, Eisenartefakten und -schlacke, sechs Glasperlen, einem bronzenen Halsreif und einem Buntmetallniet zusammensetzen, datieren in die späte Römische Kaiserzeit bis in die Völkerwanderungszeit.