Pfosten und Keramikbrenngruben im Gewerbegebiet Bantorf

Siedlungsbefunde der vorrömischen Eisenzeit aus dem Gewerbegebiet Bantorf Nord. Ergebnisse der Ausgrabungen vom Jahr 2012

Einleitung
Am nordwestlichen Ausläufer des Deisters und unmittelbar an dessen Nordostseite befindet sich in leichter Hang- bis nahezu ebener Lage der Ort Bantorf. Ab hier öffnet sich die Landschaft gen Norden und zum Leine-Tal hin und es schließt sich die Calenberger Börde mit ihren hochwertigen Böden an. Diese Braun- und Parabraunerden neigen besonders in diesem Gebiet aufgrund vorkommender kontinuierlicher Staunässe zur Vergleyung. Die moderne Landwirtschaft hat durch Begradigung und Kanalisation der Bachläufe sowie Drainierung versucht, dem entgegenzuwirken, was auch zur Störung einiger Befunde führte.

Die hervorragende Siedlungslage von Bantorf mit dem Gewerbegebiet „Bantorf Nord“ führte auch schon seit ur- und frühgeschichtlicher Zeit zu einer erhöhten Siedlungsdichte in diesem Bereich, was sich in der Vielzahl an Fundstellen niederschlägt.

Im Jahr 2011 war im nördlichen Bereich des Gewerbegebietes Bantorf Nord eine ausgedehnte eisenzeitliche bzw. kaiserzeitliche Siedlung gefunden und im Rahmen einer Rettungsgrabung dokumentiert worden. Da im Jahre 2012 in unmittelbarer Umgebung dieses Fundortes erneut mehrere Gewerbebetriebe errichtet werden sollten, war es archäologisch geboten, diese Flächen vor Baubeginn auf das Vorhandensein eventueller Bodendenkmäler zu untersuchen.
Um das archäologische Potential der betroffenen Flächen zu ermitteln, sollten zunächst Suchschnitte angelegt werden. Bereits beim Aufziehen des ersten Suchschnittes wurden zu Beginn archäologische Befunde aufgedeckt. Im weiteren Verlauf konnten innerhalb der angelegten Sondageschnitte auf der gesamten Untersuchungsfläche eine Vielzahl an Befunden beobachtet werden. Aufgrund dieser Befundlage wurde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege eine vollständige Untersuchung der Fläche angeordnet.

Ein völlig anderes Bild ergaben die Sondageschnitte auf der Untersuchungsfläche 2 im nordwestlichen Bereich des Gewerbegebietes. Hier konnten in keiner Sondage Befunde beobachtet werden. Die Fläche wurde daraufhin freigegeben.

Die Befunde
Die auf der Untersuchungsfläche 1 dokumentierten Befunde gruppieren sich in 68 Pfostengruben, 57 Siedlungsgruben, vier mögliche Keramikbrenngruben und ein wahrscheinlich neuzeitlichen, aus Stein gesetzten, Kanal. Die Verteilung der Befunde innerhalb der Fläche zeigt eine deutliche Befundkonzentration im Süden beziehungsweise im Südwesten und Südosten der Fläche. Dagegen ist der Norden der Fläche so gut wie befundfrei.

Die Brenngruben
Befund 5 kann mit einiger Vorsicht als Brenngrube angesprochen werden. Im Planum 1 war der Befund nur als rundlich ovale, mittel- bis dunkelgraubraune Verfärbung zu erkennen. Der Befund war NO-SW orientiert, 2,42 m lang, 1,89 m breit und stark mit HK durchsetzt.
Während der Anlage des Profilschnittes wurde innerhalb der Verfüllung eine Vielzahl an Keramikfragmenten geborgen. Mit den insgesamt 319 Keramikscherben ist dieser Befund einer der Fundreichsten der Grabung. Der hohe Holzkohlegehalt der Verfüllung sowie eindeutige Brandspuren könnten auf einen möglichen Grubenbrand hinweisen.
Eine ganz ähnliche Schichtenabfolge zeigten die Befunde 7, der Doppelbefund 28/80 und mit einigen Einschränkungen der Doppelbefund 58/59, bei diesem war jedoch keine Verziegelung zu erkennen. Diese war wiederum im Profil der Befunde 28/80 gut zu erkennen, des Weiteren war auch das Fundaufkommen an Keramik in diesen Befunden vergleichbar hoch. In Befund 80 fanden sich insgesamt 344 Keramikfragmente. Aus Befund 28 konnten insgesamt 198 Keramikscherben geborgen werden.
Auch hier könnte ebenfalls Keramik im Grubenbrandverfahren hergestellt worden sein.

Die Pfostengruben
Die 67 dokumentierten Pfostengruben lassen sich keinen eindeutigen Konstruktionen zuordnen. Die Pfostengruben, die sich in direkter Nähe zu Siedlungsgruben befinden, könnten zu möglichen Schutzkonstruktionen gehören. Im Osten der Fläche finden sich 21 Pfostengruben, die eventuell Teil eines Gebäudegrundrisses sind, dessen Hauptteil außerhalb der Grabungsfläche liegt.

Eine Steinsetzung oder Kanal
Etwa im Zentrum der Fläche wurde mit Befund 44 eine Steinsetzung aufgeseckt. Es handelte sich dabei um zwei Mauerstücke, die auf einer Länge von etwa 5 m und einer Breite von 1,3 m in Nord-Süd-Richtung verliefen. Die Mauerstücke waren parallel gesetzt und bildeten in ihrer Mitte eine etwa 0,5 m breite Rinne, deren Sohle mit Sandsteinplatten ausgelegt war. Die Mauerstücke bestanden ebenfalls aus grob behauenen Sandsteinen von sehr unterschiedlicher Größe.

Das Innere der Rinne war mit hellbraunem, schluffigem Lehm verfüllt, der von einigen braunen Bändern durchzogen war. Diese Bänder sind das einzige Indiz dafür, dass im Inneren der Rinne einst Wasser floss. Ansonsten lag dieser Befund ohne jegliche Anbindung nach Norden oder Süden in der Fläche. Auch in den angrenzenden Profilen des Baggerstreifens waren keine Verfärbungen zu erkennen. Es ist daher nicht möglich, die ehemalige Funktion des Befundes näher zu definieren. Nach Aussage einiger Anwohner verlief dort bis vor dem Zweiten Weltkrieg ein Weg, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts abgebaut wurde. Ob dieser Bau dazu gehört, ist nicht sicher. Immerhin deuten die in Befund 45 gemachten Funde auf eine Verfüllung in dieser Zeit. So konnten neben allerhand Glas- und sonstigen Scherben auch einige Bierflaschen der Kaiser-Brauerei Ricklingen geborgen werden. Diese Brauerei bestand von 1900 bis 1979 und wurde dann aufgekauft. Des Weiteren fand sich ein kleiner ovaler Becher aus emailliertem Blech. Dieser trug den Aufdruck „Bing 18“ und „¼ Liter“. Bei diesem Stück handelt es sich um den Typ eines von der deutschen Armee im 1. Weltkrieg benutzten Bechers. Die Datierung des Exemplares wird durch die Zahl 18 angegeben, die das Herstellungsjahr beschreibt. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Rinne tatsächlich in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg verfüllt wurde.

Die Funde
Das in Bantorf geborgene Fundmaterial besteht aus Keramik, Knochen, Glas- und Metallfunden. Darüber hinaus wurde eine größere Menge Brandlehm geborgen.
Die größte Fundgruppe wird durch die Keramik repräsentiert. Es handelt sich um insgesamt 1745 Stücke. Diese Zahl beinhaltet auch die aus der Verfüllung des Befundes 45 geborgenen Fragmente, die allesamt als neuzeitlich bis modern anzusprechen sind. Von diesen abgesehen handelt es sich in der Mehrzahl um urgeschichtliche Keramik, die sich in die Eisenzeit datieren lässt.

Die nächstgrößere Gruppe bilden die gefundenen Knochen mit 198 geborgenen Exemplaren. Obwohl bisher keine weitergehenden Untersuchungen unternommen wurden, ist davon auszugehen, dass es sich ausschließlich um Tierknochen handelt.

Die kleinsten Gruppen bilden die Metall- sowie die Glasfunde. Erstere besteht aus nur zwei Exemplaren, dem schon weiter oben besprochenen Becher und einer eisernen Lanzenspitze aus Befund 80. Die Glasfunde können in moderne Funde, wie die oben bereits beschriebene Bierflasche, und antike Stücke, wie das Fragment einer Glasperle, unterteilt werden.

Keramikfunde
Die 1745 geborgenen Fragmente lassen sich in verzierte und nicht verzierte Stücke unterteilen. Insgesamt wurden lediglich 45 verzierte Stücke gefunden, wobei es sich nur in einem Fall um eine Wandscherbe handelt.

Teilt man die gefundenen Scherben in Rand-, Wand- und Bodenscherben, so bilden die Wandscherben mit 1501 Stücken die größte Gruppe, gefolgt von 173 Randscherben und 71 Bodenscherben.

Keramikarten und -formen
Die Keramik auf dem Fundort Bantorf 14 ist insgesamt stark fragmentiert, so dass eine sichere Zuordnung einzelner Gefäßformen einer genaueren Untersuchung bedarf. Insgesamt ist die Keramik sehr weich, was auf eine niedrige Brenntemperatur schließen lässt. Die Keramik ist zudem hauptsächlich von sehr grober Machart und nur wenige Stücke stechen durch ihre sorgfältigere Verarbeitung und feinere Magerung aus dieser Masse hervor. Als Farben überwiegen braun, grau bis schwarz. Rot kommt nur selten vor, so dass insgesamt von einem reduzierenden Brand ausgegangen werden kann. Allerdings zeigen die meisten größeren Scherben mehrere Farbschattierungen. Schwarz-glänzende Keramik, wie sie etwa für die späte Eisenzeit im Norden typisch ist, konnte nicht geborgen werden.

Die Randformen beschränken sich zumeist auf gerade, wenig ausgestellte Ränder, deren Lippe, wenn überhaupt, mit Fingereindrücken verziert ist.
Nur in wenigen Fällen ist eine genauere Zuordnung möglich. So dürfte es sich bei dem Fragment 14/ 75:3 um das Bruchstück einer weitmündigen Terrine handeln, wie sie in der Eisenzeit vorkommt. Deutlich ist zu erkennen, dass der Schulterumbruch durch eine Riefe akzentuiert wurde. Eine Verzierungsart, die in der vorrömischen Eisenzeit häufiger zu beobachten ist. Ein Fragment aus Befund 78 kann als ein Stück einer Schale angesprochen werden, ebenso wie die Scherbe mit der Nummer 14/ 80:30.

Verzierungsarten und Handhaben
Es konnten 45 verzierte Scherben geborgen werden. Verzierungen sind also insgesamt sehr selten.
Sie beschränken sich größtenteils auf die Randscherben, Wand- und Bodenscherben zeigen nur sehr selten Verzierungen. Es handelt sich hierbei fast ausschließlich um Fingertupfeneindrücke, die auf den Gefäßrändern angebracht sind. Eine Ausnahme stellt die oben besprochene Scherbe Btf 14/75:3 dar, bei der die Schulter mit einer Riefe versehen wurde. An einem Fragment ist eine Knubbe zu sehen, bei der fraglich ist, ob es sich um eine Handhabe oder um ein Verzierungselement handelt. Die einzige mit Henkel geborgene Scherbe ist modern und stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Glasfunde
In Befund 5 konnte eine blaue Glasperle geborgen werden. Das Exemplar besteht aus blauem Glas und ist etwa 1,3 cm x 1,3 cm groß. Die Perle ist von ihrem Erscheinungsbild den mehrgliedrigen Glasperlen zuzurechnen, wie sie nach Th. Haeverneck in fast allen Perioden vorkommen. Eine genauere Zuordnung war bislang nicht möglich. Fügt man das unten abgebrochene Stück an die Perle an, so ergibt sich keine symmetrische Figur, da der untere Teil schräg nach unten vom Körper weg zeigt. Ob es sich dabei um einen Fehler bei der Fertigung handelt oder um ein verzierendes Detail, ist unklar. Ansonsten sind an der Perle keine weiteren Brüche zu erkennen.

Eisenfunde
Aus Befund 80 konnte das einzige Fundstück aus Eisen geborgen werden, das nicht modernen Ursprungs ist. Es handelt sich um eine stark verrostete Lanzenspitze. Das Exemplar ist etwa 12,5 cm lang und an der Spitze etwa 4 cm breit. Es ist komplett erhalten, Spitze und Tülle sind gut zu erkennen. Leider ist das Stück in zwei Fragmente zerbrochen. Der obere Teil mit der Spitze hat eine Länge von ca. 9,5 cm, der untere eine Länge von etwa 5 cm. Die Diskrepanz zur Gesamtlänge ergibt sich aus dem nicht geraden Bruch. Im Bruch ist zu erkennen, dass kaum noch Eisen erhalten ist. Auf dem Blatt ist, soweit das zu sagen ist, kein Mittelgrad vorhanden.

Zusammenfassung
Bei der Rettungsgrabung auf der Fundstelle Bantorf 14 in Barsinghausen konnten insgesamt 164 Befunde bearbeitet werden. Sie lagen in einer Tiefe von 0,8 bis 1,0 m. Sie sind mehrheitlich Pfostengruben, Siedlungsgruben und Brandgruben zuzuordnen. Die Vielzahl an Pfostenstellungen ließen sich zu keinem eindeutigen Gebäudegrundriss oder Speicherbau zusammenfassen. Eine eindeutige Funktion hatte hingegen Befund 5, der aufgrund seiner Verfüllung und seines hohen Fundaufkommens als Brandgrube gedeutet werden.

Die Befundverteilung innerhalb der Untersuchungsfläche 1 zeigt eine deutliche Konzentration im Süden der Fläche, die sich nach Norden hin zunehmend ausdünnt. Das eigentliche Zentrum der Siedlung scheint weiter im Süden und Südosten zu liegen.

Unter den geborgenen Funden stellt das keramische Material erwartungsgemäß die größte Gruppe dar. Der Erhaltungszustand der Gefäße ist insgesamt schlecht. Es konnte kein vollständig erhaltenes Gefäß geborgen werden. Der sehr hohe Zerscherbungsgrad der Keramik ist als direkte Folge der relativ geringen Brenntemperaturen anzusehen, die beim Brand erreicht wurden. Verzierungen sind an den geborgenen Stücken insgesamt selten. Es finden sich, mit wenigen Ausnahmen, nur Fingereindrücke als Verzierungselement. Diese sind immer auf dem Gefäßrand angebracht und bilden einen wellenförmigen Rand. Zeitlich weist die Keramik in die vorrömische Eisenzeit. Dafür sprechen Verzierungsarmut, Machart und die Formen der geborgenen Stücke.

Als besondere Funde können eine Lanzenspitze aus Befund 80 und eine Glasperle aus Befund 78 angeführt werden.

Die zeitliche und räumliche Ausdehnung der Fundstelle lässt darauf schließen, dass sie zu den weiter im Nordosten des Gewerbegebietes bearbeiteten Fundstellen Bantorf 11 – 13 in Beziehung steht. Hier konnte im Jahr 2011 eine ausgedehnte Siedlung der Eisenzeit sowie der Römischen Kaiserzeit bearbeitet werden. Die in Bantorf 14 geborgenen Funde weisen eine große Ähnlichkeit zu denen des Vorjahres auf. Mit der weiteren Erschließung des Gewerbegebietes Nord sind im Folgenden noch weitere Erkenntnisse zu dieser Fundstelle zu erwarten.