Bronzezeit, vorrömische Eisenzeit und unbestimmte Zeitstellung Siedlung und Gargruben aus der Bronze- und Eisenzeit in Kirchhorst – Ausgrabung 2012

91 Kirchhorst FStr. 10, Gde.Isernhagen, Region Hannover, ehem. Reg.Bez.H

Erschließungsarbeiten für ein neues Gewerbegebiet südlich der Ortslage Groß Horst ermöglichten im Berichtsjahr teilflächige Untersuchungen auf einem schon seit 2010 durch wenige Oberflächenfunde bekannten Fundplatz.
Im Zuge der Anlage von Straßen- und Kanaltrassen sowie eines Regenrückhaltebeckens konnten im äußersten Nordwesten, insbesondere aber im Süden des über 10 ha großen Gewerbegebietes jungbronze-/ früheisenzeitliche Siedlungsspuren in Form von bereits stark erodierten Pfosten- und Siedlungsgruben sowie im Norden und Westen zusätzlich mehrere Gargruben aufgedeckt und dokumentiert werden.
Zu dem Zeitpunkt deutete sich schon an, dass sich die vorgeschichtlichen Befunde auf zwei flachen, gegenüber dem östlich anschließenden staunassen Trennemoor leicht erhöhte Kuppen in der westlichen Hälfte des Gewerbegebietes konzentrieren. Eine bereits vermarktete Gewerbefläche im Nordwesten wurde daraufhin komplett, eine zweite im Südosten, in Randlage zum Trennemoor in kleinen Ausschnitten bauvorbereitend untersucht. Dabei ließ sich auf der nördlichen Anhöhe neben weiteren Gargruben ein bislang unbekanntes Gräberfeld erfassen.
Die Gräber – zwölf Urnengräber, zwei Leichenbranddeponierungen und ein Brandschüttungsgrab – waren bis auf wenige Ausnahmen nur noch rudimentär erhalten. Es muss davon ausgegangen werden, dass es weitere Gräber in diesem Bereich gegeben hat, die jedoch aufgrund von Erosion und intensiver ackerwirtschaftlicher Nutzung restlos zerstört worden sind.

Anhand der Gefäßformen lassen sich zumindest die Urnengräber der jüngeren Bronze – und frühen Eisenzeit zuweisen, während die Datierung der Leichenbranddeponierungen und des Brandschüttungsgrabes gegenwärtig noch offen ist. Auffällig und bis dato einmalig für die Region ist die Aufdeckung von bislang 31 in Gruppen angelegten Gargruben, deren genaue Funktion noch nicht befriedigend geklärt werden kann. Dabei handelt es sich um im Planum mehr oder minder verrundet-rechteckige, flache, wannenförmige Gruben mit einer stets gleichartigen Verfüllung aus mit Holzkohle, Steingrus, zerbrannten Geröllen sowie Asche durchsetztem, teilweise orange oxidiertem Sand.
Stellenweise zeigte auch der umgebende Boden Spuren lokaler Hitzeeinwirkung. Datierende Funde konnten in keinem Fall geborgen werden. Allerdings fällt auf, dass Gargruben und Gräber zwar immer in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander liegen, sich aber niemals überschneiden.

In Zusammenhang mit den Gargruben stehen vermutlich auch sechs Befunde, die sich wohl am ehesten als Gerölldepots beschreiben lassen: bis zu 0,9 m tiefe Gruben, in denen sich ausschließlich (unverbrannte) Geröllsteine fanden.
Eine Fortsetzung der Ausgrabung erfolgt in Abhängigkeit der weiteren Vermarktung von Gewerbeflächen in den kommenden Jahren. Die bisherigen Ergebnisse lassen jedoch deutliche eine räumliche Gliederung des Areals in Siedlungsplätze im äußersten Nordwesten und Süden einerseits sowie in einen Bestattungsplatz und eine Zone mit Gargruben im Norden und Westen andererseits erkennen.

F,FM: Komm.Arch.Region Hannover/ ArchaeoFirm Poremba & Kunze GbR; FV: zzt. Komm.Arch. Region Hannover
U.Bartelt/ J.Stammler

„Nachrichten aus Niedersachsen Urgeschichte, Beiheft 17“:
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
– Abteilung Archäologie _
Scharnhorststraße 1
D-30175 Hannover